Über die Beschlüsse der Synode von Nizäa

Von Athanasius

Schreiben des heiligen Vater’s Athanasius, Erzbischofes von Alexandrien, dass die nicäische Synode, nachdem sie die Verschlagenheit der Eusebianer eingesehen hatte, ihre Beschlüsse über die arianische Ketzerei auf eine angemessene und religiöse Weise faßte.

Du hast recht gethan, daß du deinen Streit mit den Verfechtern der arianischen Ketzerei mir bekannt gemacht hast, unter welchen nicht nur einige Freunde des Eusebius, sondern auch sehr viele von den Brüdern waren, welche dem Glauben der Kirche anhangen. Deine Christum liebende Wachsamkeit nun, welche die gotttose Ketzerei trefflich widerlegte, habe ich mit Wohlgefallen aufgenommen; zugleich habe ich mich aber auch über die Unverschämtheit jener Menschen gewundert, daß sie, obwohl die Gründe der Arianer als unhaltbar und nichtig widerlegt wurden, und ihre ganze Bosheit von Allen verworfen wurde, doch sogar nach diesem noch wie die Juden murrten und sagten: Warum haben die zu Nicäa Versammelten die nicht geschriebenen Ausdrücke, nämlich „aus der Wesenheit“ und „gleiches Wesens“, geschrieben? Du hast zwar als beredter Mann bewiesen, daß sie auch ungeachtet dieser Ausflüchte leere Worte vorbringen. Jene aber thun nichts, was ihrer schlechten Gesinnung fremd wäre, wenn sie Vorwände erdichten. Denn sie sind in ihren Ansichten so unbeständig und veränderlich, wie die Chamäleone in ihren Farben, und sie erröthen, wenn man sie überweist, kommen in Verlegenheit, wenn man sie zur Rede stellt, und schützen endlich unverschämter Weise nichtige Gründe vor. Ueberweiset sie auch hierin Jemand, so ermüden sie nicht, bis sie Dinge, welche nicht sind, ausgedacht, und wie geschrieben steht, auf Eitles gesonnen haben, um nur gottlos zu bleiben. Dieses Verfahren aber ist nichts anders, als ein augenscheinlicher Beweis ihrer Thorheit, und, wie ich sagte, eine Nachahmung der jüdischen Bosheit. Denn da die Juden, von der Wahrheit überzeugt, die Augen gegen dieselbe nicht zu erheben vermochten, gebrauchten sie Vorwände und sagten: „Was thust du für ein Wunder, auf daß wir sehen und „dir glauben? Was wirkest du?“ Da doch so viele Wunder geschahen, daß auch sie selbst sagen mußten: „Was „thun wir? Denn dieser Mensch wirkt viele Wunder.“ Todte wurden ja auferweckt, Lahme gingen, Blinde sahen, Aussätzige wurden gereiniget, das Wasser wurde in Wein verwandelt, und mit fünf Broden wurden fünftausend Menschen gesättiget. Und alle bewunderten und beteten ihn als den Herrn an, indem sie bekannten, daß in ihm die Weissagungen erfüllt wurden, und daß er Gott, der Sohn Gottes sey. Nur die Pharisäer murrten, obwohl die Wunder klarer als die Sonne waren, doch wieder wie Unwissende und sprachen: „Warum machst du, da du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott?“ Die Thoren und wahrhaft Blinden in ihren Herzen! Sie hätten vielmehr sagen sollen: Warum bist du, da du Gott bist, Mensch geworden? Denn die Werke bewiesen, daß er Gott ist, so daß sie die Güte des Vaters hätten verehren, und seine unsertwegen gemachte Anordnung hätten bewundern sollen. Dieses sagten sie aber nicht; ja sie wollten nicht einmal das, was geschah, sehen; oder wenn sie es sahen, (denn sie konnten nicht umhin, es zu sehen;) so nahmen sie gleich wieder zu einer andern Klage ihre Zuflucht und sagten: Warum heilst du am Sabathe den Gichtbrüchigen, und warum machest du den Blindgebornen sehend ? Dieses war aber wieder ein Vorwand und ein bloßes Murren. Denn auch, wenn der Herr an andern Tagen jede Krankheit und jedes Gebrechen heilte, beklagten sich jene auf die gewöhnliche Weise, und wollten ihn lieber Beelzebul nennen, und so in den Verdacht der Gottlosigkeit fallen, als ihre eigene Bosheit ablegen. Obwohl also der Heiland auf verschiedene und vielfache Weise seine Gottheit bewies, und allen die frohe Bothschaft von dem Vater brachte, widersprachen jene nichts desto weniger auch so, wie wenn sie auf Stachel träten, mit thörichtem Geschwätze, um nur nach dem göttlichen Sprüchworte Vorwände ausfindig zu machen, unter welchen sie sich von der Wahrheit trennen könnten.

Die Juden nun, welche damals so boshaft handelten, und den Herrn verläugneten, sind mit Recht sowohl der Gesetze, als auch der den Vätern gemachten Verheissungen verlurstig geworden. Die Arianer aber, welche heut zu Tage die Juden nachahmen, scheinen mir dem Kaiphas und den damaligen Pharisäern ähnlich zu handeln; obwohl sie nämlich sehen, daß ihre Ketzerei nichts Vernünftiges enthalte, erdichten sie doch Einwendungen, indem sie fragen: Warum ist dieses und nicht jenes geschrieben worden? Und wundere dich nicht, wenn sie jetzt solche Ränke gebrauchen; denn nach kurzem werden sie sogar zu Mißhandlungen sich wenden, und dann mit der Cohorte und dem Chiliarchen drohen; denn. hierauf stützt sich ihre verkehrte Lehre. Seitdem sie nämlich Gottes Wort von sich gestossen haben, sind sie mit Recht aller Vernunft beraubt. Da ich also dieses wohl wußte, würde ich ihnen auf ihre Fragen nichts geantwortet haben; weil aber deine Neigung das, was in der Synode verhandelt wurde, zu wissen verlangte, will ich nicht zögern, sondern mache dir sogleich, was damals vorfiel, bekannt, und zeige dir kurz, wie weit die arianische Ketzerei von der religiösen Gesinnung entfernt ist, und wie sie nur Ausflüchte ersinnen. Sieh aber auch du, Geliebter, ob sich die Sache nicht so verhalte. Haben sie Vertrauen auf das Böse, welches sie, da ihnen der Teufel ihren verkehrten Sinn eingepflanzt hat, ausgedacht haben, so sollen sie sich zuvor hinsichtlich jener Irrthümer, wegen welcher sie als Ketzer erklärt wurden, vertheidigen, und dann erst sollen sie hinsichtlich der gegen sie gefaßten Beschlüsse, wenn sie können, Klagen erheben. Denn Niemand, welcher eines Mordes oder eines Ehebruches überwiesen ist, hat nach der Fällung des Urtheiles das Recht, über den Ausspruch des Richters zu klagen, warum dieser nicht so, sondern so gesprochen habe. Denn dieses würde den Verurtheilten nicht befreien, sondern es wird vielmehr seine Schuld durch eine solche Verwegenheit und Frechheit vergrössert werden. So sollen also, auch diese entweder ihre religiöse Gesinnung nachweisen, (denn angeklagt wurden sie überwiesen, ohne daß sie vorher sich beklagt hatten; und es ist billig, daß die Angeklagten nichts anders thun, als sich vertheidigen;) oder sie sollen, wenn sie ein unreines Gewissen haben, und ihre Gottlosigkeit erkennen, nicht die Schuld auf das schieben, was sie nicht wissen, damit sie nicht ein doppeltes Uebel, nämlich die Anklage wegen der Gottlosigkeit und den Tadel wegen der Unwissenheit, davon tragen. Sie sollen die Sache vielmehr sorgfältig überlegen, damit sie das, was sie vorher nicht wußten, erkennen und ihre gottlosen Ohren mit dem Wasser der Wahrheit und mit den Dogmen der Gottseligkeit abwaschen. So also wurde in der nicäischen Synode gegen die Eusebianer verfahren.

Wie sie ihre Gottlosigkeit hartnäckig verfochten, und selbst mit Gott zu kämpfen versuchten, so war auch das, was sie sagten, voll Gottlosigkeit. Die versammelten Bischöfe aber, es waren ihrer gegen dreihundert, begehrten gelassen und freundschaftlich von ihnen, daß sie über das, was sie sagten, Rechenschaft geben, und religiöse Beweise vorbringen sollten. Allein kaum fingen sie zu reden an, als sie schon verdammt wurden, und unter sich selbst in Streit geriethen; da sie nun die Verlegenheit ihrer Sekte sahen, blieben sie stumm, und gestanden durch ihr Schweigen die Schändlichkeit ihrer verkehrten Ansicht. Die Bischöfe verwarfen daher die von jenen erdichteten Ausdrücke, und setzten den gesunden und kirchlichen Glauben gegen dieselben auseinander; und da alle unterschrieben, unterschrieben auch die Eusebianer diese Ausdrücke, welche sie jetzt tadeln, nämlich daß der Sohn Gottes aus der Wesenheit des Vaters und von gleicher Wesenheit, und daß er weder ein Geschöpf oder etwas Gemachtes, noch eine Creatur sey, sondern daß das Wort aus der Wesenheit des Vaters gezeugt sey. Und was das Auffallendste ist, Eusebius von Cäsarea in Palästina, welcher sich einen Tag zuvor geweigert hatte, unterschrieb nachher, und schickte seiner Kirche ein Schreiben, worin er sagte, daß dieses der Glaube der Kirche und die Ueberlieferung der Väter sey, und bewies allen deutlich, daß sie vorher geirrt und vergeblich gegen die Wahrheit gestritten hatten. Denn, wenn er sich damals auch schämte, diese Worte in seinem Schreiben zu gebrauchen, und wenn er sich, wie er wollte, vor seiner Kirchengemeinde vertheidigte, hat er doch, da er in dem Briefe die Ausdrücke „von gleicher Wesenheit“ und „aus der Wesenheit“ nicht verwarf, dieses deutlich anzeigen wollen. Aber hiebei begegnete ihm etwas Schlimmes; denn da er sich rechtfertigte, klagte er die Arianer an, daß sie, weil sie schrieben, der Sohn sey nicht eher gewesen, als er gezeugt worden sey, behaupteten, er sey auch nicht, ehe er im Fleische geboren wurde, gewesen. Und dieses weiß auch Acacius, wenn nicht auch er wegen der jetzigen Zeitumstände aus Furcht die Wahrheit verhehlt und läugnet. Daher füge ich am Ende den Brief des Eusebius bei, damit du aus demselben die Treulosigkeit der Feinde Christi, und zumal jene des Acacius gegen seine Lehrer erkennen kannst.

Wie also, handeln diese nicht ungerecht, wenn sie es sich auch nur einfallen lassen, einer so großen und allgemeinen Synode zu widersprechen? Wie, handeln diejenigen nicht gottlos, welche auf die gerechten Beschlüsse gegen die arianische Ketzerei feindselig hinzublicken wagen, auf Beschlüsse, welche von denjenigen selbst gut geheißen worden sind, welche zuvor die Gottlosigkeit lehrten ? Wenn aber die Eusebianer sogar nach dem Unterschreiben ihre Meinung änderten, und wie Hunde zu ihrem Auswurfe der Gottlosigkeit zurückkehrten, verdienen dann diejenigen nicht desto mehr Haß, welche jetzt widersprechen, weil sie die Freiheit ihrer Seele Andern zu Kosten geben, und diese zu Führern der Ketzerei haben wollen, Leute, wie Jakobus sagt, die doppelherzig und unbeständig in allen ihren Wegen sind, und nicht bei Einer Meinung beharren, sondern bald diese, bald jene annehmen, bald das, was sie sagen, loben, bald darauf aber das wieder tadeln, was sie gesagt haben, und wieder das loben, was sie vor Kurzem tadelten. Dieses aber ist, wie Pastor sagt, eine Ausgeburt des Teufels, und mehr ein Kennzeichen der Wirthe, als der Lehrer. Denn wahrhaft ist, wie die Väter überliefert haben, eine Lehre, und wahrhaft ein Kennzeichen der Lehrer dieses, wenn sie alle miteinander übereinstimmen, und nicht entweder mit sich selbst, oder mit ihren Vätern im Streite begriffen sind. Denn diejenigen, welche nicht so beschaffen sind, muß man vielmehr gottlos, und nicht wahre Lehrer nennen. Daher haben die Heiden, welche unter sich nicht übereinstimmen, sondern unter einander uneins sind, die wahre Lehre nicht. Die Heiligen aber, und die wirklichen Herolde der Wahrheit stimmen unter sich überein, und sind unter sich nicht uneins. Denn obwohl sie in verschiedenen Zeiten gelebt haben, so hatten sie dennoch alle Einen Zweck, weil sie Propheten des Einen Gottes waren, und in Uebereinstimmung dasselbe Wort verkündigten.

Was also Moses lehrte, das bewahrte Abraham; was aber Abraham bewahrte, das erkannten Noe und Enoch, welche Reines und Unreines zu unterscheiden wußten und sich Gott wohlgefällig machten. Denn so gab auch Abel Zeugniß, unterrichtet in der Lehre, die er von Adam vernommen hatte, welcher selbst von dem Herrn sie gelernt hatte, der am Ende der Zeiten kam, um die Sünde zu vernichten, und sprach: „Ich gebe euch kein neues Gebot, sondern „das alte Gebot, das ihr vom Anfange gehört habt.“ Darum wollte auch der heilige Apostel Paulus, welcher von demselben unterrichtet worden war, da er kirchliche Vorschriften gab, nicht, daß Diakone, und noch weit weniger Bischöfe doppelzüngig seyen, Da er aber den Galatern einen Verweis gab, stellte er die Sache überhaupt so dar: „Wenn Jemand euch ein anderes Evangelium verkündigte, als ihr empfangen habt, der sey verflucht; wie ich schon gesagt habe, und abermal sage. Aber wenn auch wir, oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündigte, als ihr empfangen habt, der sey verflucht!“ Da nun der Apostel so spricht, so sollen diese entweder die Eusebianer, welche ihre Gesinnung änderten und anders lehren, als sie unterschrieben haben, mit dem Fluche belegen; oder sie sollen, wenn sie erkennen, daß jene rechtmäßig unterschrieben haben, einmal aufhören, gegen eine solche Synode zu murren. Wollen sie aber weder dieses noch jenes thun, so ist es offenbar, daß sie von jedem Winde und jeder Fluth hin und her geworfen, und nicht von eigenen, sondern fremden Meinungen geleitet werden. Sind sie aber so beschaffen, so verdienen sie auch jetzt, wo sie solche Vorwände gebrauchen, keinen Glauben; sondern sie sollen vielmehr ablassen, gegen dasjenige Klagen zu erheben, was sie nicht verstehen; denn sie wissen vielleicht nicht einmal zu unterscheiden, sondern nennen geradehin das Schlechte gut und das Gute schlecht, und glauben, daß das Bittere süß, und das Süße bitter sey. Wahrlich, sie wollen das, was als schlecht befunden und verworfen worden ist, in Kraft bestehen lassen, die guten Beschlüsse aber streben sie zu tadeln. Wir hätten nun freilich keine Vertheidigung dieser Beschlüsse mehr unternehmen, und auf ihre nichtigen Vorwände nicht mehr antworten, aber auch sie hätten nicht mehr streiten, sondern demjenigen beistimmen sollen, was die Häupter ihrer Ketzerei unterschrieben haben, denn sie wußten ja, daß die nachher erfolgte Veränderung der Eusebianer verdächtig und tückisch sey. Denn daß sie unterschrieben, nachdem sie sich wenigstens ganz kurz hätten vertheidigen können, dieses beweist, daß die arianische Ketzerei wahrhaft gottlos ist. Denn sie hätten nicht unterschrieben, wenn sie nicht vorher dieselbe verworfen hätten; und sie würden sie nicht vorher verworfen haben, wenn sie nicht überall in Verlegenheit gekommen, und zu Schanden geworden wären. Daher ist ihre Veränderung ein Beweis ihrer Hartnäckigkeit in der Vertheidigung der Gottlosigkeit. Darum hätten sie, wie gesagt, schweigen sollen; da sie aber einen sehr großen Grad von Unverschämtheit haben, und vielleicht glauben, sie könnten besser, als, jene, diese, teuflische Gottlosigkeit vertheidigen; so werde ich, obgleich ich in meinem vorigen an dich geschriebenen Briefe ausführlicher gegen sie gesprochen habe, dennoch, wohlan! auch jetzt die Behauptungen eines jeden von diesen, wie früher von jenen untersuchen. Denn es wird nicht minder auch jetzt sich zeigen, daß ihre Ketzerei nicht gesund, sondern so zu sagen teuflisch sey.

Sie sagen also, wie es auch jenen gefiel, und wie sie zu sagen gewagt haben: „Nicht immer war der Vater, nicht immer der Sohn; denn der Sohn war nicht, ehe er gezeugt wurde; sondern auch er wurde aus Nichts gemacht; daher war Gott nicht immer der Vater des Sohnes; sondern da der Sohn gemacht, und geschaffen wurde, da wurde auch Gott dessen Vater genannt. Denn etwas Geschaffenes und Gemachtes ist das Wort, und ungleich und fremd ist es in Bezug auf das Wesen des Vaters; aber auch nicht der Natur nach und nicht das wahre Wort des Vaters ist der Sohn, noch ist er dessen alleinige und wahre Weisheit, sondern er ist ein Geschöpf und Eines aus den gemachten Dingen, und wird nur durch Mißbrauch Wort und Weisheit genannt. Denn durch das Wort, welches in Gott ist, entstand auch er, wie alle Dinge. Demnach ist der Sohn auch nicht wahrer Gott.“ Ich möchte sie nun zuerst um dieses fragen, was eigentlich der Sohn sey, und was dieser Name bedeute, damit auf diese Weise sie selbst verstehen können, was sie sagen. Denn die göttliche Schrift gibt uns eine doppelte Bedeutung dieses Namens an, die eine nämlich, über welche Moses in dem Gesetze sagt: „Wenn ihr höret auf die Stimme des Herrn, euers Gottes, so daß ihr beobachtet alle seine Gebote, welche ich dir heute auftrage, daß du thuest, was recht und gefällig ist vor dem Herrn deinem Gotte; so seyd ihr Söhne des Herrn, unsers Gottes.“ Wie auch Johannes im Evangelium sagt: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht Kinder Gottes zu werden.“ Die andere Bedeutung dieses Wortes aber ist die, nach welcher Isaak der Sohn des Abraham, und Jakob der des Isaak, und die Patriarchen die Söhne des Jakob sind. In welcher von diesen beiden Bedeutungen glauben sie nun, daß er der Sohn Gottes sey, da sie solche Dinge über ihn fabeln? Denn ich weiß gar wohl, daß sie mit den Eusebianern in derselben Gottlosigkeit zusammentreffen werden. Wenn sie also das Wort Sohn in der erstern Bedeutung nehmen, wie auch diejenigen sind, welche in Folge der Sittenverbesserung die Gnade dieses Namens erwerben und die Macht erhalten, Kinder Gottes zu werden; denn dieses sagten auch jene: so schiene er wohl von uns nicht verschieden zu seyn, und wäre nicht eingeboren, weil auch er wegen der Tugend den Namen „Sohn“ erlangt hätte. Denn sollte es auch, wie sie vorgeben, zuvor erkannt worden seyn, daß er ein solcher seyn werde, und sollte er zuvor und zugleich mit der Geburt diesen Namen und die Würde dieses Namens erhalten haben; so wird doch kein Unterschied seyn zwischen ihm und denjenigen, welche nach den Handlungen den Namen empfangen haben, so lange er auf diese Weise für einen Sohn wird gehalten werden. Denn Adam, welcher im Anfange die Gnade erhielt, und sogleich nach seiner Entstehung in das Paradies versetzt wurde, war nicht verschieden von Enoch, welcher erst einige Zeit nach seiner Geburt, da er Gott wohl gefiel, entrückt wurde, noch von dem Apostel, welcher gleichfalls nach seinen guten Werken in das Paradies entzückt ward, ja nicht einmal von jenem Räuber, welcher wegen des Bekenntnisses die Verheissung erhielt, daß er alsobald im Paradiese seyn werde.

Allein hiedurch in die Enge getrieben werden sie vielleicht eine Antwort ertheilen, welche sie schon oft beschämt hat: „In so fern glauben wir, daß der Sohn vor den übrigen Dingen den Vorzug habe, und darum eingeboren genannt werde, weil er allein von Gott allein gemacht, alles Uebrige aber von Gott durch den Sohn erschaffen worden ist.“ Wer hat euch denn diesen thörichten und neuen Gedanken eingegeben, daß ihr behauptet, daß den Sohn allein der Vater allein gemacht habe, und daß alles Uebrige durch den Sohn, wie durch einen Gehilfen, hervorgebracht worden sey? Denn wenn Gottes Kraft nur hinreichte, den Sohn allein zu schaffen, und wenn Gott wegen Ermüdung das Uebrige nicht mehr erschaffen konnte; so ist es gottlos, etwas solches von Gott zu denken, zumal da wir den Isaias sprechen hören:1 Der ewige Gott, „Gott, der die Grenzen der Erde erschuf, wird nicht hungern und nicht müde werde, und seine Weisheit ist unerforschlich.“ Denn er gibt vielmehr selbst den Hungrigen Stärke, und erquickt durch sein Wort die Müden. Hat er es aber seiner unwürdig geachtet, das zu erschaffen, was nach dem Sohne hervorgebracht wurde; so ist auch dieses gottlos. Denn in Gott ist kein Stolz, da er ja mit Jakob nach Aegypten zog, und wegen des Abraham um der Sara willen den Abimelech züchtigte, mit Moses aber, als einem Menschen, von Mund zu Mund redete, auf den Berg Sina herabstieg, und mit dem Volke, welches er durch seine unsichtbare Gnade unterstützte, den Amalek besiegte. Unwahres saget ihr, wenn ihr behauptet: „Denn er hat uns gemacht, und nicht wir uns selbst.“ Er ist es, welcher durch sein Wort Alles, sowohl das Kleine als auch das Große, gemacht hat; und man darf die Schöpfung nicht trennen, so daß man sagen würde, dieses ist vom Vater, dieses vom Sohne; sondern es ist von Einem Gotte, welcher sich seines Wortes wie einer Hand bedient, und Alles in demselben macht, wie Gott selbst durch folgende Worte andeutet; „Meine Hand hat dieses Alles gemacht.“ Dieses wußte auch Paulus, daher lehrte er: „Ein Gott, aus welchem alle Dinge sind, und Ein Herr, Jesus Christus, durch welchen Alles ist.“ Dieser also befiehlt immer und auch jetzt der Sonne, und sie geht auf; er gebietet den Wolken, und es regnet auf Einen Theil der Erde; der aber, auf welchen es nicht regnet, trocknet aus. Er heißt die Erde Früchte hervorbringen, und bildet den Jeremias im Mutterleibe. Wenn er aber dieses jetzt thut, so unterliegt es gewiß keinem Zweifel, daß er es auch am Anfange nicht unter seiner Würde fand, Alles durch das Wort zu machen; denn dieses sind Theile des Ganzen.

Wenn aber, weil die übrigen Geschöpfe die Wirksamkeit der unüberwindlichen Hand des Unentstandenen nicht aushalten konnten, der Sohn allein von Gott allein gemacht wurde, und wenn deßwegen die übrigen Dinge durch den Sohn als Diener und Gehilfen hervorgebracht wurden; (denn so schrieb Asterius, welcher den Götzen opferte, Arius aber schrieb es ab und übergab es den Seinigen; und dieser Aeusserung bedienen sie sich wie eines zerknickten Rohres, ohne daß diese Thoren das Unhaltbare darin bemerken;) wenn also die entstandenen Dinge die Hand Gottes nicht zu ertragen vermochten, und wenn der Sohn nach euerer Behauptung eines aus den Geschöpfen ist; wie konnte dann er von Gott allein gemacht werden? Und war zur Entstehung der entstandenen Dinge ein Vermittler nothwendig, und ist der Sohn nach euerer Ansicht selbst entstanden; so mußte auch vor diesem irgend ein Mittler gewesen seyn, damit er geschaffen wurde; weil aber dieser Mittler selbst wieder ein Geschöpf war, so mußte auch er wieder einen andern Mittler zu seiner Entstehung gehabt haben. Denkt man sich aber einen andern, so muß man wegen dieses Andern wieder einen andern Mittler voraussetzen, so daß wir in das Unendliche gerathen. Sucht man aber auf diese Weise immer den Mittler, so wird die Schöpfung nie zu Stande gebracht werden können, weil, wie ihr saget, kein Geschöpf die unüberwindliche Hand des Unentstandenen ertragen kann. Seht ihr aber die Ungereimtheit hievon ein, und beginnet ihr zu behaupten, der Sohn habe, obgleich er ein Geschöpf sey, doch von dem Unentstandenen geschaffen werden können; so mußten auch alle andern Dinge, welche entstanden sind, von dem Unentstandenen selbst gemacht werden können; denn auch der Sohn ist, nach euerer Ansicht, ein Geschöpf so wie alle andern Dinge.

Ueberdieß ist nach dieser euerer thörichten und gottlosen Erdichtung die Zeugung des Wortes überflüßig, da Gott Alles durch sich selbst machen konnte, und da alle gemachten Dinge die unüberwindliche Hand Gottes zu ertragen vermochten. Da nun dieser ihr Unsinn thöricht ist, wollen wir sehen, ob nicht auch diese genannte Spitzfindigkeit der Gottlosen noch weit unvernünftiger, als ihre übrigen, erscheine. Adam allein wurde von Gott allein durch das Wort geschaffen; aber Niemand wird wohl deßhalb sagen, Adam habe vor den übrigen Menschen etwas voraus, oder sey von den Nachkommen verschieden; weil nämlich er allein von Gott allein gemacht und gestaltet wurde, wir Alle aber aus Adam in fortlaufender Abstammung gezeugt und geboren werden; so lange auch er nur aus Erde gestaltet worden, und da er zuvor nicht war, nachher entstanden ist.

Will aber Jemand dem ersten Geschaffenen etwas mehr einräumen, weil er durch die Hand Gottes gestaltet zu werden gewürdiget ward; so muß ein solcher bedenken, daß dieses Mehr in der Ehre, nicht in der Natur liege. Denn er wurde aus Erde gemacht, wie alle Andern, und dieselbe Hand, welche damals den Adam gestaltete, setzt zusammen und gestaltet auch jetzt und immer dessen Nachkommen. Und dieses hat, wie ich oben erwähnte, Gott selbst zu Jeremias gesagt „Ehe ich dich bildete in Mutterleibe, kannte ich dich.“ Von allem Uebrigen aber sagte er: „ Meine Hand hat dieses Alles gemacht.“ Und durch Isaias sagte er ferner: „So spricht der Herr dein Erlöser, welcher dich im Mutterleibe gestaltete. Ich bin der Herr, ich thue Alles; ich allein spannte den Himmel aus, und befestigte die Erde.“ Auch David, welcher dieses erkannte, sang: „Deine Hände haben mich gemacht und gestaltet.“ Und der, welcher den Isaias begeisterte, sagt: „So spricht der Herr, der mich von Mutterleibe an zu seinem Knechte bildete,“ deutet dasselbe an. Folglich ist er der Natur nach in Nichts von uns verschieden, obgleich er der Zeit nach früher war, so lange wir alle durch dieselbe Hand zusammengesetzt und gestaltet werden. Wenn ihr also, o Arianer! so auch von dem Sohne Gottes denket, daß auch er auf diese Weise gemacht und entstanden sey; so wird er nach euerer Annahme hinsichtlich der Natur in Nichts von den Andern verschieden seyn, in so fern auch er zuvor nicht war und erst entstand, und ihm wegen der Tugend bei der Erschaffung die Gnade dieses Namens verliehen wurde. Denn auch er ist, wie ihr behauptet, Einer aus diesen, von welchen der Geist in den Psalmen sagt: „Er sprach, und sie sind geworden; er befahl, und sie waren geschaffen.“ Wer also ist jener, welchem Gott befahl, daß auch er geschaffen werde? Denn es muß ein Wort seyn, welchem Gott befiehlt, und in welchem die Geschöpfe geschaffen werden. Aber ihr könnet kein anderes Wort angeben, außer das, welches ihr läugnet, wenn ihr nicht wieder eine andere Lüge ersinnet. Ja, werden sie sagen, wir haben es gefunden, das nämlich, was ich einst auch die Eusebianer sagen hörte: „Deßwegen glauben wir, habe der Sohn Gottes vor den Andern etwas voraus, und deßwegen werde dieser eingeboren genannt, weil er allein an dem Vater Theil hat, die übrigen Dinge aber an dem Sohne Theil haben.“ Sie mühen sich also mit. der Veränderung und Verwechselung der Wörter, wie mit jener der Farben ab; es wird aber auch unter dieser Voraussetzung gezeigt werden, daß sie Eitles von der Erde reden, und mit ihren Gedanken sich gleichsam im Kothe wälzen.

Denn würde jener Gottes Sohn, und würden wlr des Sohnes Kinder genannt werden; so wäre ihre Erdichtung wahrscheinlich; wenn aber auch wir Kinder ebendesselben Gottes, dessen Sohn auch jener ist, genannt werden: so ist es einleuchtend, daß auch wir an dem Vater Theil haben, welcher sagt: „Ich habe Kinder erzeugt und erhöht.“ Denn hätten wir keinen Theil an ihm, so würde er nicht sagen: „Ich habe gezeugt.“ Hat aber er gezeugt, so ist kein Anderer, sondern er selbst unser Vater. Es liegt aber nichts daran, wenn jener etwas voraus hat, und zuerst geschaffen worden ist, wir ihm dagegen hierin nachstehen, daß wir später geschaffen worden sind, so lange wir alle an ebendemselben Theil haben, und Kinder ebendesselben Vaters genannt werden. Denn das Mehr oder Weniger zeigt keine verschiedene Natur an, da dieses einem Jeden durch die Ausübung der Tugend verschafft wird; und der Eine wird über zebn, der Andere über fünf Städte gesetzt; Andere sitzen auf den zwölf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels; wieder Andere hören: „Kommet, ihr Gesegneten meines Vaters!“ und: „Wohlan du guter und treuer Knecht!“ Da also jene eine solche Ansicht haben, wähnen sie mit Recht, daß Gott nicht immer der Vater eines solchen Sohnes gewesen sey, sondern daß dieser aus Nichts geschaffen und gemacht worden, und ehe er gezeugt wurde, nicht gewesen sey; denn dieser ist ganz verschieden von dem wahren Sohne Gottes. Weil sie aber dieses nicht mehr wohl sagen dürfen; denn dieses ist mehr die Meinung der Sadducäer und des Samosaten; so ist noch übrig, daß sie in einem andern Sinne, in welchem nämlich Isaak des Abraham Sohn ist, sagen, daß er Gottes Sohn sey. Denn was aus Einem natürlich gezeugt und nicht von Aussen her erworben wird, das erkennt die Natur als Sohn an, und dieses ist die eigentliche Bedeutung dieses Namens. Ist also die Zeugung des Sohnes eine solche, wie die menschliche? Denn dieses werden sie vielleicht, wie einst jene, in ihrer Unwissenheit einwenden. Keineswegs. Denn Gott ist nicht wie ein Mensch, da auch die Menschen nicht Gott sind; denn diese sind aus einer Materie, und dazu noch aus einer des Leidens fähigen erschaffen; Gott aber hat keine Materie und keinen Körper. Werden nun in den göttlichen Schriften dieselben Ausdrücke bisweilen Gott und Menschen beigelegt, so kommt es, wie Paulus sagt, scharfsichtigen Menschen zu, auf die gelesene Stelle aufmerksam zu seyn, die Sache zu überlegen, nach der Natur der angedeuteten Gegenstände das Geschriebene zu beurtheilen, und den Sinn nicht zu vermischen, so daß man das auf Gott Bezügliche nicht auf menschliche Weise versteht, und das, was sich auf die Menschen bezieht, nicht so faßt, als wenn es auf Gott sich bezöge. Denn dieses heißt Wein mit Wasser vermischen, und fremdes Feuer zum göttlichen Feuer auf den Altar legen.

Denn es schafft Gott, und es wird auch von den Menschen gesagt, daß sie schaffen; Gott ist der, welcher ist; auch von den Menschen wird gesagt, daß sie sind, indem sie dieses von Gott erhalten haben. Schafft also Gott so, wie die Menschen? oder ist er auf dieselbe Weise, wie der Mensch? Gewiß nicht; anders nehmen wir diese Ausdrücke bei Gott, und anders verstehen wir dieselben bei den Menschen. Denn Gott erschafft, indem er das, was nicht ist, in das Daseyn ruft, ohne etwas hiezu nöthig zu haben; die Menschen aber bearbeiten die vorliegende Materie, nachdem sie zuvor gebetet, und von Gott, der durch sein Wort Alles erschaffen hat, die Kenntniß des Machens erhalten haben. Ueberdiess sind die Menschen, welche durch sich selbst nicht seyn können, auf einen Raum beschränkt, und haben ihr Bestehen in dem Worte Gottes; Gott dagegen, welcher durch sich selbst ist, umfaßt Alles, und wird selbst von Nichts umfaßt; er ist in Allem in Folge seiner Güte und Macht, ist aber auch außer Allem kraft seiner eigenthümlichen Natur. Wie also die Menschen nicht auf dieselbe Weise erschaffen, auf welche Gott erschafft, und nicht auf dieselbe Weise sind, auf welche Gott ist; so geschieht anders die Zeugung der Menschen, und auf eine andere Weise ist der Sohn aus dem Vater geboren. Denn die Erzeugnisse der Menschen sind gewissermassen Theile der Erzeugenden, weil auch die Natur der Leiber selbst nicht einfach, sondern flüssig und aus Theilen zusammengesetzt ist. Die Menschen nämlich gießen bei der Zeugung etwas aus, und dagegen geht aus den Speisen, die sie zu sich nehmen, Einiges in sie über; was die Ursache ist, daß die Menschen nach dem Verhältnisse der Zeit die Aeltern so vieler Kinder werden. Gott. aber, welcher keine Theile hat, ist auch untheilbar und leidenlos der Vater des Sohnes. Denn von dem Körperlosen gibt es keinen Ausfluß, und es findet kein Einfluß in dasselbe Statt, wie bei den Menschen. Da also Gott von Natur einfach ist so ist er auch Vater des Einen und alleinen Sohnes. Denn darum ist er auch eingeboren und allein im Schoose des Vaters, und der Vater spricht es aus, daß nur er allein aus ihm sey, mit den Worten: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe.“ Dieser ist das Wort des Vaters, in welchem man das Leidenlose und Untheilbare des Vaters erkennen kann; denn auch das Wort der Menschen wird ohne Theilung und Leiden hervorgebracht, um wie viel mehr das Wort Gottes? Und darum sitzt er auch als Wort zur Rechten des Vaters; denn wo der Vater ist, dort ist auch sein Wort; wir aber stehen als Geschöpfe vor ihm, um gerichtet zu werden. Jener wird angebetet, weil er der Sohn des anbetungswürdigen Vaters ist; wir aber beten an, und bekennen ihn als Herrn und Gott, weil wir Geschöpfe und von ihm verschieden sind.

Bei diesen Verhältnissen nun erwäge einer von ihnen, welcher will, und weise sie Jemand durch die Vorstellung zurecht, ob es erlaubt sey, zu sagen, daß das, was aus Gott ist, und was seine eigene Erzeugung ist, aus Nichts sey? oder ob es vernünftig sey, daß es Jemanden auch nur überhaupt in den Sinn komme, daß das, was aus Gott ist, ihm bloß zugekommen sey, so daß er sich sogar zu sagen unterfängt, der Sohn sey nicht immer? Denn auch hierin überschreitet und übersteigt die Zeugung des Sohnes abermals die Gedanken der Menschen. Wir werden nämlich zu einer bestimmten Zeit Väter unserer Kinder, weil auch wir selbst früher nicht gewesen, und erst nachher entstanden sind, Gott hingegen ist, weil er immer ist, auch immer der Vater des Sohnes. Und die Zeugung der Geschöpfe erkennt man aus der Gleichheit; weil aber „Niemand den Sohn kennt, als der Vater, und Niemand den Vater kennt, als der Sohn, und wem es der Sohn offenbaren will,“ darum haben die Heiligen, welchen es der Sohn geoffenbaret hat, uns ein Bild aus den sichtbaren Dingen gegeben mit den Worten: „Der ein Abglanz seiner Herrlichkeit, und ein Ebenbild seines Wesens ist;“ und wiederum: „Denn bei dir ist die Quelle des Lebens; und in deinem Lichte werden wir das Licht schauen.“ Auch das Wort sagt, indem es Israel tadelt, folgendes: „Ihr habet verlassen die Quelle der Weisheit.“ Diese Quelle aber ist die, welche sagt: „Mich haben sie verlassen, die Quelle des lebendigen Wassers.“ Unbedeutend zwar und sehr dunkel ist dieses Beispiel, um das, was wir wollen, auszudrücken; aber dennoch kann man aus demselben etwas mehr, als die menschliche Natur erkennen, und dieses, daß wir nicht glauben sollten, unsere und des Sohnes Zeugung sey gleich. Denn wer kann es auch nur denken, daß der Abglanz zu irgend einer Zeit nicht sey, so daß er es auch wagen könnte, zu behaupten, der Sohn sey nicht immer gewesen, oder der Sohn sey nicht gewesen, ehe er gezeugt wurde? Oder wer vermag den Glanz von der Sonne zu trennen, oder die Quelle einmal ohne quellendes Wasser sich zu denken, so daß er in seiner Thorheit sagen könnte, aus Nichts sey der Sohn, welcher sagt: „Ich bin das Leben,“ oder der sey von der Wesenheit des Vaters verschieden, welcher sagt: „Wer „mich sieht, der sieht den Vater.“ Denn da die Heiligen wollten, daß wir auf diese Weise denken sollten, haben sie uns solche Beispiele überliefert. Und es ist albern und sehr gottlos, wenn wir, während die Schrift solche Bilder enthält, aus andern, welche weder geschrieben sind, noch irgend eine religiöse Bedeutung enthalten, eine Kenntniß über den Herrn zu schöpfen suchen.

Uebrigens sollen sie es sagen, woher sie dasjenige wissen, oder wer ihnen das überliefert habe, was sie zu einer so irrigen Ansicht über den Erlöser verleitet hat? Wir lasen, werden sie erwiedern, in den Sprüchen: „Der „Herr hat mich erschaffen, den Anfang seiner Wege zu seinen Werken.“ Denn dieses schienen auch die Eusebianer einzuwenden, und du hast mir durch dein Schreiben kund gethan, daß auch sie, durch viele Beweise wiederlegt und überführt, diesen Ausspruch auf verschiedene Weise wendeten und behaupteten, der Sohn sey Eines aus den Geschöpfen, und ihn den gemachten Dingen beizählten. Allein sie scheinen mir diese Stelle der Schrift nicht recht verstanden zu haben; denn sie enthält einen frommen und ganz richtigen Sinn; und hätten sie diesen verstanden, so würden sie wohl den Herrn der Herrlichkeit nicht gelästert haben. Denn sie dürfen nur ihre oben erwähnte Behauptung mit dieser Stelle vergleichen, und sie werden finden, daß ein großer Unterschied zwischen beiden Statt finde. Denn wer sieht, wenn er einen gesunden Verstand hat, nicht ein, daß die geschaffenen und gemachten Dinge ausserhalb dessen sind, der sie macht, der Sohn hingegen, wie die vorausgehende Erörterung gezeigt hat, nicht ausser, sondern aus dem zeugenden Vater sein Daseyn hat? Denn der Mensch baut zwar ein Haus, zeugt aber einen Sohn, und Niemand wird umgekehrt sagen, das Haus und das Schiff werde von dem Erbauer gezeugt, der Sohn hingegen werde von demselben gebaut und gemacht; noch auch, das Haus sey das Ebenbild des Erbauers, der Sohn aber sey dem Erzeuger unähnlich; sondern man wird vielmehr zugestehen, daß der Sohn das Ebenbild des Vaters, das Haus aber ein Werk der Kunst sey, wenn man nicht krank am Verstande und von Sinnen ist. Die göttliche Schrift, welche die Natur aller Dinge besser, als Alle, kennt, sagt von den geschaffenen Dingen folgendes durch Moses: „Im Anfange schuf Gott Himmel und Erde.“ Von dem Sohne aber, deutet sie an, sage kein anderer, als der Vater: „Aus dem Innern erzeugte ich dich vor dem „Morgenstern.“ Und abermal: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“ Auch der Herr selbst spricht in den Sprüchen von sich selber: „Vor allen Hügeln zeugt er mich.“ Und Johannes spricht von den gemachten und erschaffenen Dingen so: „Alle Dinge sind durch ihn gemacht worden;“ von dem Herrn aber sagt er: „Der eingeborne Sohn, der im Schoose des Vaters ist, dieser hat es erzählt.“ Wenn er also Sohn ist, so ist er kein Geschöpf; ist er aber ein Geschöpf, so ist er nicht Sohn; denn hierin liegt ein großer Unterschied, und er kann nicht Sohn und Geschöpf zugleich seyn, so daß man nicht glauben kann, daß seine Natur sowohl aus Gott als auch ausser Gott sey.

Ist denn also dieser Ausspruch umsonst geschrieben? Denn so sumsen jene, wie ein Mückenschwarm. Nein! nicht umsonst ist er geschrieben, sondern sehr nothwendig. Denn es heißt von ihm auch, daß er geschaffen wurde, aber da er Mensch ward; denn dieses ist dem Menschen eigen. Daß aber dieser Sinn wirklich in den Aussprüchen liege, wird derjenige finden, welcher das Lesen derselben nicht für eine Nebensache hält, sondern auch die Zeit, die Personen und die Ursache der niedergeschriebenen Gegenstande erforscht, und so das Gelesene untersucht und bei sich erwägt. Er wird also finden und erkennen, daß die Zeit jenes Ausspruchs diese sey, wo der Herr, welcher immer ist, nachher bei der Erfüllung der Zeiten Mensch wurde, und wo der, welcher Gottes Sohn war, auch Menschen-Sohn geworden ist. Er wird auch die Ursache erfassen, daß er, weil er unsern Tod vernichten wollte, sich selbst einen Leib aus der Jungfrau Maria nahm, um diesen für Alle dem Vater als Schlachtopfer darzubringen, und uns alle zu erlösen, die wir aus Furcht des Todes das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren. Die Person aber ist die des Heilandes, was nämlich da gesagt wird, wo er nach der Annahme des Leibes spricht: „Der Herr hat mich erschaffen, den Anfang seiner Wege zu seien Werken.“ Denn wie es für ihn, in wie fern er der Sohn Gottes ist, ganz gut paßt, daß er ewig ist, und daß er in dem Schoose des Vaters ist, so geziemt es sich auch, nachdem er Mensch geworden ist, für ihn zu sagen. „Der Herr hat mich erschaffen.“ Denn dann wird in Beziehung auf ihn gesagt: Er hatte Hunger, er hatte Durst, er fragte, wo Lazarus liege, er litt, und er stand auf. Und wie wir, wenn wir ihn Herrn und Gott und das wahre Licht nennen hören, erkennen, daß er aus dem Vater ist; so dürfen wir, wenn wir hören, er hat erschaffen, er ist Knecht und hat gelitten, dieses nicht seiner Gottheit zuschreiben, denn dieses ist ihr fremd; sondern wir müssen es dem Fleische beilegen, welches er unsertwegen getragen hat; denn diesem sind diese Dinge eigen; und dieses Fleisch ist nicht das eines Andern, sondern das des Wortes selbst. Will aber Jemand auch den daraus entstandenen Nutzen kennen lernen, so wird er auch diesen finden. Denn das Wort ist Fleisch geworden, damit es dasselbe für Alle darbrächte, und dann wir, seines Geistes theilhaftig gemacht, Götter werden könnten, was wir anders nicht würden erlangt haben, wenn nicht er selbst unsern geschaffenen Leib angezogen hätte; denn so fingen wir endlich an Menschen Gottes, und Menschen in Christo genannt zu werden. Allein wie wir bei dem Empfange des Geistes die eigene Natur nicht verlieren; so ward er Herr, als er unsertwegen Mensch wurde und einen Leib trug, nichts desto weniger Gott; denn er wurde durch die Umhüllung mit dem Leibe nicht verringert, sondern dieser Leib wurde vielmehr göttlich gemacht und unsterblich.

Dieses nun ist zwar hinlänglich, um die Ketzerei der Arianer zu brandmarken; denn wir haben ihre Gottlosigkeit aus ihren eigenen Worten, wozu uns der Herr seine Gnade verlieh, deutlich erwiesen. Doch wohlan, auch wir wollen Fragen vorlegen, und sie auffordern zu antworten. Denn da sie bei ihren eigenen Beweisen in Verlegenheit kommen, so ist es wohl Zeit, daß sie nun von uns gefragt werden; denn vielleicht werden sie so in sich kehren und dahin aufblicken, von wo sie, die Thoren, herabgefallen sind. Was den Sohn Gottes betrifft, so haben wir, wie oben gesagt wurde, aus den göttlichen Schriften ersehen, daß er das Wort und die Weisheit des Vaters ist; denn der Apostel sagt: „Christus Gottes Kraft und Gottes Weisheit.“ Johannes aber setzte, nachdem er gesagt hatte: „Und das Wort ist Fleisch geworden,“ sogleich bei: „Und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit, wie sie der Eingeborne des Vaters hat, voll Gnade und Wahrheit.“ Da nämlich das Wort der eingeborne Sohn ist, so sind in diesem Worte und in dieser Weisheit Himmel und Erde und alle Dinge in ihnen gemacht worden. Und daß die Quelle dieser Weisheit Gott sey, ersehen wir bei Baruch, wo nämlich Israel der Vorwurf gemacht wird, daß es die Quelle der Weisheit verlassen habe. Läugnen sie also das, was geschrieben steht; so sind sie wirklich auch ihres Namens unwürdig, und sollen eigentlich von allen Gottlose und Christi Feinde genannt werden; denn so haben sie sich selbst genannt. Stimmen sie uns aber hierin bei, daß die Worte der Schrift auf göttliche Eingebung niedergeschrieben wurden, so sollen sie sich erkühnen, offen ihre versteckte Meinung an den Tag zu legen, daß nämlich Gott einmal ohne Vernunft und Weisheit gewesen sey, und sie sollen in ihrer Raserei sagen: Es war eine Zeit, wo er nicht war, und Christus war nicht, ehe er gezeugt wurde. Sie sollen ferner erklären, die Quelle habe nicht aus sich selbst die Weisheit gezeugt, sondern diese ausser sich gehabt, so daß sie sich auch zu sagen erfrechen können: Der Sohn ist aus Nichts gemacht worden. Denn dieses zeigt an, daß es keine Quelle, sondern eine Art Wasserbehälter sey, der gleichsam das Wasser von Aussen erhält, und sich den Namen der Quelle anmasset.

Daß nun hierin viele und große Gottlosigkeit liege, dieses wird, wie ich glaube, Niemand, der auch nur ein wenig Verstand hat, bezweifeln. Weil sie aber murmelnd sagen, Wort und Weisheit seyen bloß Namen des Sohnes, so ist es nothwendig sie zu fragen: Wenn dieses bloß Namen des Sohnes sind, so wird er wohl anders seyn, als diese Namen andeuten. Ist er aber vorzüglicher als dieseNamen, so ist es nicht erlaubt, den Vorzüglichern mit Niedrigerm zu bezeichnen. Ist er aber geringer als die Namen, so hat er gewiß nicht ohne Grund die Benennung nach dem Vorzüglichern erhalten; dieses ist aber eine Bezeichnung seines Fortschreitens und keine geringere Gottlosigkeit, als die vorhergehende. Denn von demjenigen, welcher in dem Vater ist, und in welchem der Vater ist, von ihm, welcher sagt: „Ich und der Vater sind Eins,“ so daß, wer ihn gesehen hat, dieser auch den Vater gesehen hat, durch diese Namen andeuten zu wollen, er werde durch irgend eine äussere Sache besser gemacht, übersteigt alle Thorheit. Allein da sie hierin unterliegen, und, wie die Eusebianer, in die größte Verlegenheit gerathen, bleibt ihnen dasjenige noch übrig, was auch Arius in seinen Liedchen und in seiner Thalia gleichsam aus Verzweiflung faselt. Gott, sagen sie, redet viele Worte. Welches also von diesen nennen wir den Sohn Gottes und das eingeborne Wort des Vaters? Die Thoren, welche alles mehr sind, als Christen! Denn erstens, nehmen sie, indem sie dieses von Gott sagen, beinahe an, daß Gott ein Mensch sey, der also rede und die frühern Worte mit neuen vertausche, als wenn Ein Wort von Gott nicht genügte, Alles zu erschaffen, was der Vater will, und seine Vorsehung zu vollziehen. Denn wenn er viele Worte redet, so ist dieses ein Zeichen, daß alle schwach sind, indem ein jedes die Hülfe des andern nöthig hat. Die Annahme aber, daß Gott sich nur Eines Wortes bediene, wie es auch in Wahrheit ist, zeigt sowohl die Macht Gottes, als auch die Vollkommenheit des von ihm ausgegangenen Wortes, so wie die Frömmigkeit der Gesinnung derjenigen, welche so denken.

Aber wollten sie doch wenigstens aus dem, was sie jetzt vorbringen, die Wahrheit eingestehen! Denn wenn sie einmal zugeben, daß Gott Worte hervorbringe, so müssen sie ihn durchaus als Vater anerkennen. Wenn sie aber dieses anerkennen, so mögen sie sehen, ob sie, da sie nicht Ein Wort Gottes zugestehen wollen, ihn nicht zum Vater vieler machen. Daß es jedoch überhaupt ein Wort Gottes gebe, wollen sie nicht läugnen; allein daß dieses der Sohn Gottes sey, geben sie nicht zu; dieses aber ist Verkennung der Wahrheit und Unkunde der göttlichen Schriften. Denn wenn Gott überhaupt Vater eines Wortes ist; warum ist das aus ihm gezeugte Wort nicht Sohn? Wer aber kann wohl wieder Sohn Gottes seyn, als sein Wort? Denn es sind nicht viele Worte, damit nicht ein jegliches mangelhaft sey, sondern das Wort ist nur Eines, damit es selbst allein vollkommen sey, und weil, da Gott Einer ist, auch sein Ebenbild, welches der Sohn ist, Eines seyn muß. Denn der Sohn Gottes ist, wie man aus den Schriften selbst ersehen kann, Gottes Wort, und Weisheit, und Ebenbild, und Hand und Kraft. Denn es gibt nur Ein Erzeugniß Gottes, und dieses sind die Kennzeichen der Zeugung aus dem Vater. Nennest du es nämlich Sohn, so bezeichnest du das, was von Natur aus ihm stammt; oder denkest du dir es als Wort, so denkst du wieder das, was aus ihm ist und von ihm nicht getrennt werden kann; nennest du es aber Weisheit, so denkest du abermals eben so wenig etwas Aeusserliches, sondern das, was aus ihm und in ihm ist; nennest du es aber Kraft und Hand, so nennest du wieder das, was der Wesenheit eigen ist; und nennest du es Ebenbild, so bezeichnest du den Sohn. Denn was könnte wohl Gott ähnlich seyn, ausser das, was aus ihm gezeugt wird? Gewiß ist das, was durch das Wort gemacht wurde, auch durch die Weisheit gegründet worden. Und was durch die Weisheit gegründet wurde, das ist alles mit der Hand gemacht und durch den Sohn geschaffen worden. Und davon haben wir nicht von Aussen her, sondern aus den Schriften die Bestätigung. Denn Gott selbst spricht durch den Propheten Isaias: „Meine Hand hat die Erde gegründet, und meine Rechte hat den Himmel befestiget.“ Und wiederum: „Und unter dem Schatten meiner Hand werde ich dich beschirmen, mit der ich den Himmel gemacht, und die Erde gegründet habe.“ David aber, welcher dieses vernahm und wußte, daß die Hand die Weisheit selbst sey, sang: „Alles hast du mit Weisheit gemacht: die Erde ist voll deiner Schöpfung;“ wie auch Salomon, welcher es von Gott vernahm, sagte: „Gott hat mit Weisheit die Erde gegründet.“ Auch Johannes, welcher wohl wußte, daß das Wort die Hand und die Weisheit sey, begann sein Evangelium so: „Im Anfange war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dasselbe war im Anfange bei Gott. Alles ist durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht.“ Der Apostel endlich, welcher einsah, daß die Hand, die Weisheit und das Wort der Sohn selbst sey, sagte: „Nachdem Gott in der Vorzeit vielfältig und auf mancherlei Weise zu den Vätern durch die Propheten geredet, hat er in diesen letzten Tagen auch zu uns durch den Sohn geredet, den er zum Erben über Alles gesetzt, durch den er auch die Welt geschaffen hat.“ Und wiederum: „Ein Herr Jesus Christus, durch welchen Alles ist, und durch den auch wir sind.“ Da er aber auch wußte, daß das Wort, die Weisheit und der Sohn das Ebenbild des Vaters sey, sagte er in dem Briefe an die Kolosser: „Gott und dem Vater danket, der uns tüchtig gemacht hat, Theil zu nehmen an dem Erbe der Heiligen in dem Lichte. Er hat uns errettet aus der Gewalt der Finsterniß, und uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes, in welchem wir die Erlösung haben, nämlich die Vergebung der Sünden. Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborne aller Kreaturen; denn durch ihn ist Alles geschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, seyen es Throne oder Herrschaften oder Fürstenthümer oder Gewalten; Alles ist durch ihn und in ihm geschaffen; und er ist vor Allem, und Alles besteht in ihm.“ Denn wie Alles durch das Wort geschaffen ist, so ist es auch, weil es das Ebenbild ist, in ihm geschaffen. Wer also so von dem Herrn denkt, der wird nicht stossen an den Stein des Anstosses, sondern vielmehr hinzutreten zum Glanze im Angesichts des Lichtes der Wahrheit. Denn dieß ist ja die Lehre der Wahrheit, und sollten auch jene Hartnäckigen zerbersten, welche weder Gott verehren, noch durch Beweise widerlegt sich schämen.

Als nun die Eusebianer damals auf mannigfache Weise so durchgenommen worden waren und endlich sich selbst verurtheilt hatten, unterzeichneten sie, wie ich oben erwähnt habe, und zogen sich, nach der Veränderung ihrer Gesinnung, schweigend zurück. Da aber diese, auf ihre Gottlosigkeit trotzend und wie vom Schwindel befallen, von der Wahrheit abirren und nichts anders zu thun, als die Synode zu verleumden sich bemühen; so mögen sie uns sagen, aus welchen Schriften sie geschöpft, oder von welchen heiligen Männern sie diejenigen Ausdrücke gehört haben, welche sie zusammentragen, nämlich diese: „Aus dem, was nicht ist;“ und: „Er war nicht, ehe er gezeugt wurde;“ und: „Es war einmal eine Zeit, in der er nicht war;“ und: „Veränderlich;“ und: „Zuvorseyn;“ und: „Durch den Willen;“ Worte, wodurch sie gottlos gegen den Herrn schwätzen und fabeln. Denn der heilige Paulus sagt in dem Briefe an die Hebräer: „Durch Glauben überzeugen wir uns, daß die Welt durch Gottes Wort erschaffen wurde, so daß das Sichtbare aus dem Unsichtbaren hervorging.“ Allein das Wort hat nichts gemein mit der Welt; denn es war vor der Welt, und durch dasselbe ist auch die Welt gemacht worden. In dem Hirten aber, denn auch dieses Buch führen sie an, obschon es nicht canonisch ist, steht geschrieben: „Allererst glaube, daß Ein Gott sey, welcher Alles erschaffen und gegründet, und Alles aus Nichts gemacht hat, so daß es war.“ Allein auch dieses bezieht sich wieder nicht auf den Sohn; denn er spricht von Allem, was durch ihn gemacht wurde, von welchem er selbst ganz verschieden ist. Es ist ja nicht möglich, daß man den Baumeister demjenigen beizähle, was von ihm gemacht wird, es müßte denn nur etwa Jemand so von Sinnen seyn, daß er sagte, der Baumeister und die von ihm aufgeführten Gebäude seyen Eines und dasselbe. Warum also beschuldigen sie, welche selbst solche Ausdrücke, die nicht in der Schrift stehen, zur Bekräftigung der Gottlosigkeit aufsuchen, die Gottesfürchtigen, daß sie Ausdrücke gebrauchen, welche nicht in der Schrift enthalten sind? Denn gottlos seyn ist durchaus verboten, auch wenn Jemand durch verschiedene Worte und wahrscheinliche Sophismen seine Gottlosigkeit bemänteln wollte; gottesfürchtig seyn aber wird von Allen als recht anerkannt, auch wenn Jemand sich neuer und fremder Worte bedienet, wenn nur derjenige, welcher spricht, eine fromme Gesinnung hat, und durch die Worte seine Gedanken auf eine fromme Weise kund machen will. Daß also jene niedrigen Ausdrücke der Feinde Christi, welche wir oben anführten, voll Gottlosigkeit sind, haben wir vorher und so eben dargethan. Will aber Jemand das, was von der Synode gegen sie geschrieben und beschlossen worden ist, genau durchforschen, so wird er ohne Zweifel finden, daß nur Wahrheit in demselben enthalten sey; besonders wird er, wenn er mit Begierde nach Belehrung sich erkundigt, die Ursache hören, warum diese Ausdrücke gebraucht wurden; sie ist nämlich diese.

Da die Synode die gottlosen Ausdrücke der Arianer beseitigen, und die angenommenen Worte der Schriften anwenden wollte, daß nämlich der Sohn nicht aus Nichtseyendem sey, sondern aus Gott und daß er das Wort und die Weisheit, nicht aber ein Geschöpf oder etwas Gemachtes, sondern des Vaters eigene Erzeugung sey; wollten die Eusebianer, von ihrer alten verkehrten Ansicht geleitet, daß jener Ausdruck „Aus Gott“ dem Worte Gottes mit uns gemeinschaftlich, und daß hierin das Wort Gottes von uns nicht verschieden sey, weil geschrieben stehe: „Ein Gott, aus welchem Alles ist.“ Und abermals: „Das Alte ist vergangen; sieh! es ist Alles neu geworden. Alles aber ist aus Gott.“ Allein da die Väter diese ihre Verschlagenheit und gottlose Arglist bemerkten, waren sie endlich gezwungen, deutlicher zu erklären, was unter dem Ausdrucke, „Aus Gott“ zu verstehen sey, und zu schreiben, der Sohn sey aus der Wesenheit Gottes, so daß man nicht glauben möchte, jene Worte „Aus Gott“ seyen eine gemeinsame und gleiche Eigenschaft des Sohnes und der Geschöpfe, sondern daß man die Ueberzeugung gewinnen mochte, daß alle übrigen Dinge geschaffen, das Wort allein aber aus dem Vater sey. Denn obwohl es heißt, Alles sey aus Gott; so ist dieses doch in einem andern Sinne gesagt, als da, wo es heißt, der Sohn sey aus Gott. Denn weil die Geschöpfe nicht durch Zufall und aus sich selbst sind, und nicht dem Ungefähr ihre Entstehung verdanken, wie diejenigen meinen, welche behaupten, Alles sey durch Verbindung der Atome und aus gleichen Theilen entstanden, oder wie einige Ketzer einen andern Schöpfer (Demiurgen) annehmen, oder wie wieder Andere sagen, Alles habe sein Bestehen durch einige Engel erhalten; sondern weil Alles von dem wirklichen Gotte, da es zuvor nicht gewesen war, durch das Wort in das Daseyn gerufen wurde, deßwegen wurde gesagt, es sey aus Gott. Von dem Worte aber ist, weil es kein Geschöpf ist, gesagt worden, daß es allein aus dem Vater sey, und es ist auch allein aus demselben; und dieser Sinn wird angedeutet, wenn es heißt, der Sohn sey aus der Wesenheit des Vaters; denn dieses kommt keinem der Geschöpfe zu. Wirklich fügt Paulus, wenn er sagt, daß Alles aus Gott sey, sogleich bei: „Und Ein Herr, Jesus Christus, durch welchen Alles ist,“ um Allen zu zeigen, daß der Sohn von Allem, was aus Gott entstanden ist, verschieden sey. Denn was aus Gott entstanden ist, das ist durch den Sohn entstanden. Wegen der Schöpfung also, deren Urheber Gott ist, hat er dieses gesagt, nicht aber als wenn Alles aus dem Vater wäre, wie es der Sohn ist. Denn es sind nicht alle Dinge wie der Sohn ist, und das Wort ist nicht Eines aus allen Dingen; denn es ist der Herr und der Schöpfer aller Dinge. Denn darum hat die heilige Synode die Erklärung gegeben, es sey aus der Wesenheit des Vaters, damit man glaube, das Wort sey von der Natur der geschaffenen Dinge verschieden, weil es allein wahrhaft aus Gott ist, und damit den Gottlosen kein Vorwand mehr zur Täuschung gelassen werde. Dieses also war die Ursache, warum man schrieb: „Aus der Wesenheit.“

Da aber die Bischöfe fernerhin sagten, man müsse schreiben, das Wort sey die wahre Kraft und das Ebenbild des Vaters, und es sey dem Vater in Allem ohne Verschiedenheit vollkommen ähnlich, und unveränderlich, und immer, und ohne Theilung in ihm; denn es gab nie eine Zeit, in welcher er nicht war, sondern das Wort war immer, weil es von Ewigkeit her bei dem Vater war, als Abglanz des Lichtes; ließen sich die Eusebianer dieses zwar gefallen, indem sie nicht zu widersprechen wagten, weil sie sich über die Zurechtweisung schämten, die ihnen vorher zu Theil geworden war; man bemerkte aber, daß sie unter einander murmelten und mit den Augen zu verstehen gaben, die Ausdrücke, ähnlich, immer, Kraft, und in ihm, hätten wir mit dem Sohne gemein, und es sey ihnen nicht unangenehm, wenn wir damit übereinstimmten. Denn was das ähnlich betreffe, so stehe auch in Bezug auf uns geschrieben; „Der Mensch ist Gottes Bild und Ehre;“ hinsichtlich des immer aber stehe geschrieben: „Denn immer werden wir lebend (in den Tod hingegeben);“ in Betreff des in ihm aber, „weil wir in ihm leben und schweben und sind;“ und in Hinsicht auf das unveränderlich, stehe geschrieben: „Nichts wird uns trennen von der Liebe Christi.“ Was aber die Kraft betreffe, so werden auch die Raupe und die Heuschrecke Kraft, und zwar eine große Kraft genannt. Oft wird in der heiligen Schrift mit diesem Worte auch das Volk bezeichnet, wie z. B. „Auszog die ganze Kraft des Herrn aus dem Lande Aegypten.“ Auch gibt es noch andere himmlische Kräfte; denn „der Herr der Kräfte,“ heißt es, „ist mit uns; unsere Zuflucht, der Gott Jakobs.“ Aehnliches hat auch Asterius, welcher Sophist genannt wird, geschrieben, nachdem er es von ihnen gehört hatte, und vor ihm auch Arius selbst, der es ebenfalls gehört hatte, wie gesagt wurde. Da nun die Bischöfe theils hierin ihre Verstellung bemerkten, theils dieses, daß, wie geschrieben steht, „Trug in den Herzen der Gottlosen sey, welche auf Böses sinnen;“ sahen sie sich abermals in die Nothwendigkeit versetzt, den Sinn aus den Schriften zusammenzutragen, und das, was sie früher gesagt hatten, noch deutlicher zu erklären, und zu schreiben., der Sohn sey mit dem Vater gleichen Wesens, um nämlich anzuzeigen, daß der Sohn nicht nur ähnlich, sondern durch die Aehnlichkeit ebendasselbe aus dem Vater sey, und um anzudeuten, daß die Aehnlichkeit und Unveränderlichkeit des Sohnes durchaus verschieden sey von jener Nachahmung, welche, wie man sagt, bei uns Statt findet, und welche wir aus der Tugend durch die Beobachtung der Gebote uns aneignen. Denn was die Körper betrifft, welche unter sich ähnlich sind, so können sie irgend verschieden seyn und weit von einander abweichen, wie es bei den Kindern der Menschen im Vergleiche mit ihren Eltern der Fall ist, wie von Adam und dem aus ihm gezeugten Seth geschrieben steht, daß er ihm ähnlich war nach seiner Gestalt. Da aber die Zeugung des Sohnes aus dem Vater im Vergleiche mit der Natur der Menschen ganz und gar verschieden ist, und er nicht nur ähnlich, sondern von der Wesenheit des Vaters ganz unzertrennlich ist, und da er und der Vater Eins sind, wie er selbst gesagt hat, und immer das Wort in dem Vater, und der Vater in dem Worte ist, so wie der Glanz zum Lichte sich verhält; denn dieses will der Ausdruck sagen: darum hat die Synode, indem sie dieses einsah, mit Recht geschrieben, daß er gleichen Wesens sey, um sowohl die verkehrte Ansicht der Ketzer umzustossen, als auch zu zeigen, daß das Wort von den geschaffenen Dingen verschieden sey. Denn nachdem sie dieses geschrieben hatten, setzten sie sogleich hinzu: „Diejenigen aber, welche sagen, der Sohn Gottes sey aus Nichtseyendem, oder geschaffen, oder veränderlich, oder gemacht, oder aus einer andern Wesenheit, diese verflucht die heilige und katholische Kirche.“ Dadurch aber, daß sie dieses aussprachen, erklärten sie offenbar, daß die Ausdrücke: „Aus der Wesenheit,“ und: „Gleichen Wesens,“ die Sprüche der Gottlosigkeit aufheben, die da lauten: Ein Geschöpf, etwas Gemachtes, etwas Hervorgebrachtes, und Veränderliches, und er sey nicht gewesen, ehe er gezeugt worden sey. Denn wer so denkt, der widerspricht der Synode. Wer aber nicht, wie Arius denkt, der denkt und erkennt nothwendig das, was die Synode denkt und erkennt, indem er es richtig ansieht, wie der Glanz sich zum Lichte verhält, und daraus das Bild der Wahrheit erhält.

Wollen also diese die Worte, weil sie fremd sind, nicht gelten lassen; so sollen sie den Sinn beherzigen, in welchem die Synode also geschrieben hat, indem sie verdammen, was die Synode verdammt hat, und dann, wenn sie können, die Ausdrücke tadeln. Ich weiß. aber wohl, daß sie, wenn sie den Sinn der Synode erwägen, auch gewiß die Worte, welche diesen Sinn bezeichnen, annehmen werden. Wollen sie aber auch diesen tadeln, so leuchtet es Allen ein, daß sie ohne Grund über jene sprechen, und für sich nur Gelegenheiten zur Bewährung ihrer Gottlosigkeit ersinnen. Dieses war also die Veranlassung zu solchen Ausdrücken. Murren sie aber wieder, daß sie nicht in den Schriften sich vorfinden, so sind sie eben dadurch als Leute zu verwerfen, welche eitle Dinge schwätzen und keinen gesunden Verstand haben. Sich selbst aber mögen sie auch hierin anklagen, daß sie zuerst einen solchen Anlaß gegeben, und mit Ausdrücken, die nicht in den Schriften stehen, gegen Gott zu streiten angefangen haben. Ein jeder, welcher wißbegierig ist, soll jedoch erkennen, daß, wenn auch die Worte nicht so in den Schriften sich finden, dieselben doch den Sinn, wie oben gesagt wurde, aus den Schriften haben, und diesen, wenn sie ausgesprochen werden, denjenigen anzeigen, welche für die Gottseligkeit unverletzte Ohren haben. Dieses kannst du einsehen, und dieses können jene Unwissende hören. Es ist vorher gezeigt worden, und dieses muß man in Wahrheit glauben, daß das Wort aus dem Vater, und allein das eigene und natürliche Erzeugniß desselben ist. Denn woher anders sollte man annehmen, daß der Sohn sey, welcher die Weisheit und das Wort ist, und in dem Alles gemacht ist, als aus Gott selbst? Dieses wissen wir jedoch auch aus den Schriften, da der Vater durch den David sagt: „Mein Herz gab von sich ein gutes Wort.“ Und: „Aus dem Innern erzeugte ich dich vor dem Morgenstern.“ Und da auch der Sohn von sich selbst zu den Juden sagt: „Wäre Gott euer Vater, so würdet ihr mich lieben; denn ich bin von dem Vater ausgegangen.“ Und wiederum: „Nicht als wenn Jemand den Vater gesehen hätte, ausser dem, der von Gott ist; nur der hat den Vater gesehen.“ Und auch folgendes: „Ich und der Vater sind Eins;“ und: „Ich bin in dem Vater, und der Vater ist in mir,“ ist dasselbe, als wenn er sagte: Ich bin aus dem Vater und kann nicht von ihm getrennt werden. Auch Johannes sagt: „Der eingeborne Sohn, der im Schoose des Vaters ist, der hat es erzählt;“ und dieses sagte er, weil er es von dem Heilande vernommen hatte. Denn was bezeichnet der Ausdruck „im Schoose“ anders, als die wirkliche Zeugung des Sohnes aus dem Vater?

Glaubt also Jemand, Gott sey zusammengesetzt, wie in der Wesenheit das Zufällige, oder er habe von Aussen irgend eine Hülle, und werde bedeckt, oder es sey etwas um ihn, was seine Wesenheit ausfülle, so daß wir, wenn wir Gott sagen oder den Namen Vater aussprechen, nicht seine Wesenheit selbst, welche nicht gesehen und nicht begriffen werden kann, sondern etwas von dem, was um dieselbe ist, bezeichnen; so mögen sie die Synode tadeln, welche geschrieben hat, der Sohn Gottes sey aus der Wesenheit desselben. Allein sie sollen bedenken, daß sie durch eine solche Gesinnung eine doppelte Lästerung begehen. Denn sie führen irgend einen körperlichen Gott ein, und sprechen die Unwahrheit aus, daß der Herr nicht der Sohn des Vaters selbst, sondern der Sohn der Dinge sey, welche um jenen sind. Ist aber Gott etwas Einfaches, wie er es auch wirklich ist, so ist es klar, daß wir, wenn wir Gott nennen, oder den Namen Vater aussprechen, nichts, was gleichsam um ihn ist, nennen, sondern seine Wesenheit selbst bezeichnen. Denn obschon man nicht begreifen kann, was eigentlich die Wesenheit Gottes sey; so wollen wir doch, wenn wir nur einsehen, daß Gott ist, da ihn auch die Schrift mit diesen Worten bezeichnet, keinen andern, als ihn, bezeichnen, wenn wir Gott und Vater und Herr sagen. Wenn er also sagt: „Ich bin der, welcher ist;“ und: „Ich bin Gott der Herr,“ und wo immer die Schrift sagt „Gott,“ sehen wir, indem wir dieses lesen, daß nichts anderes angedeutet werde, als seine unbegreifliche Wesenheit selbst, und daß er der sey, welchen sie angeben. Es verwundere sich also Niemand, wenn er hört, der Sohn Gottes sey aus der Wesenheit Gottes, sondern er stimme vielmehr den Vätern bei, welche, um den Sinn zu erläutern, der größern Deutlichkeit wegen, anstatt des gleichbedeutenden Ausdruckes „aus Gott“ die Worte „aus Gottes Wesenheit“ niedergeschrieben haben. Denn sie glaubten, es sey eines und dasselbe sagen, „das Wort sey aus Gott,“ und sagen, es sey aus Gottes „Wesenheit,“ da ja das Wort Gott, wie gesagt, nichts anders bezeichnet, als die Wesenheit dessen, welcher ist. Wenn also das Wort nicht so aus Gott ist, daß es der Natur nach der wahre Sohn aus dem Vater ist; und wenn man vielmehr sagt, es sey nur auf diejenige Weise aus Gott, wie alle Geschöpfe, weil sie nämlich von dem Schöpfer gemacht worden sind; so ist es freilich nicht aus der Wesenheit des Vaters, und selbst der Sohn ist nicht der Wesenheit nach Sohn, sondern bloß in Folge der Tugend, wie wir, die wir aus Gnade Kinder genannt werden. Ist hingegen er allein aus Gott, als wahrhafter Sohn, wie er es wirklich ist; so kann man ihn mit Recht den Sohn aus der Wesenheit Gottes nennen.

Und wirklich hat das Beispiel des Lichtes und des Abglanzes einen solchen Sinn. Denn nicht wie das Feuer, welches durch die Sonnenhitze entzündet wird und nachher wieder zu verlöschen pflegt, sagten die Heiligen, verhalte sich das Wort zu Gott; denn dieses würde ein äußerliches und geschaffenes Werk des Bildners seyn: sondern als Abglanz verkündeten sie ihn Alle, um die Eigenheit und Untheilbarkeit des Wesens und seine Einheit mit dem Vater anzudeuten. Denn auf diese Weise wird es einleuchtend bleiben, daß er in Wahrheit unveränderlich und umwandelbar ist. Denn wie könnte er sonst diese Eigenschaften haben, wenn er nicht die eigene Erzeugung der Wesenheit des Vaters wäre? denn so muß er die Identität mit seinem Vater beibehalten. Da nun dieser Ausdruck offenbar der Ehrfurcht gegen Gott entspricht, so ergibt sich hieraus die Folgerung, daß auch der Ausdruck „gleichen Wesens“ die Feinde Christi nicht befremden dürfe, da auch dieser Ausdruck einen gesunden Sinn enthält und von der Vernunft bestätiget wird. Denn wenn wir sagen, das Wort sey aus der Wesenheit des Vaters, (möchte doch endlich auch von ihnen der Ausdruck angenommen werden!) was bedeutet denn dieses anders, als das Wahre und Ewige der Wesenheit, aus der es auch gezeugt ist? Denn es hat nicht eine verschiedene Gestalt, so daß nichts Fremdartiges und Ungleiches mit der Wesenheit des Vaters verbunden wird; noch ist es bloß äußerlich ähnlich, so daß es nicht aus etwas anderm oder von ganz verschiedener Wesenheit zu seyn scheint, wie glänzendes Erz und Gold, Silber und Zinn. Denn diese Metalle sind einander fremd, und verschiedenartig, und von einander durch Natur und Werth gesondert; und das Erz ist so wenig Gold, als eine Wildtaube von einer Schlagtaube gezeugt wird; sondern diese Dinge werden zwar für ähnlich gehalten, sind aber doch durch ihre Wesenheit von einander verschieden. Ist also auch der Sohn auf diese Weise, so mag er ein Geschöpf seyn, wie wir sind, und nicht gleichen Wesens. Ist aber der Sohn das Wort, die Weisheit, das Ebenbild des Vaters und der Abglanz; so ist er mit Recht auch gleichen Wesens. Denn wenn nicht nachgewiesen wird, daß er nicht aus Gott, sondern daß er wie ein Werkzeug an Natur und Wesenheit von Gott verschieden sey, so hat die Synode gut sich ausgedrückt und richtig gedacht.

Ausgeschlossen aber sey hier wiederum jeder körperliche Gedanke; erheben wollen wir uns vielmehr über jede sinnliche Vorstellung; in reiner Erkenntniß und mit dem Geiste allein wollen wir die Echtheit des Verhältnisses des Sohnes zum Vater, die Eigenheit, mit welcher das Wort Gott angehört und die vollkommene Aehnlichkeit, welche der Abglanz mit dem Lichte hat. Denn wie die Worte Erzeugung und Sohn nicht nach Art der Menschen, sondern so, wie es Gott geziemt, gebraucht sind und verstanden werden müssen; so dürfen wir, wenn wir den Ausdruck „gleichen Wesens“ hören, nicht den menschlichen Sinnen folgen, und nicht Theilungen und Trennungen der Gottheit uns vorstellen; wir wollen vielmehr, weil wir über unkörperliche Dinge nachdenken, die Einheit der Natur und die Identität des Lichtes nicht trennen. Denn dieses ist eine Eigenthümlichkeit des Sohnes in seinem Verhältnisse zu dem Vater, und dieses zeigt, daß Gott wahrhaft der Vater des Wortes ist. Denn es ist wieder das Beispiel des Lichtes und des Abglanzes hiezu nothwendig. Wer wird sich getrauen zu sagen, der Glanz sey der Sonne fremd und unähnlich? Oder wer wird, wenn er sieht, wie sich der Glanz zur Sonne verhält, und daß das Licht dasselbe sey, nicht kühn sagen: Wahrlich! Licht und Glanz sind Eines, dieser zeigt sich in jenem, und der Glanz ist in der Sonne, so daß der, welcher das Eine sieht, auch das Andere sieht. Wie sollen nun die, welche diese Einheit und natürliche Gleichheit glauben und sehen, dieselbe richtiger bezeichnen, als mit dem Ausdrucke: Erzeugniß von gleicher Wesenheit? Was für ein anderes Erzeugniß Gottes aber könnte man sich auf eine geeignete und geziemende Weise denken, als das Wort, die Weisheit und die Kraft; von welcher man weder sagen darf, daß sie dem Vater fremd sey, noch auch nur denken darf, daß sie nicht immer bei dem Vater gewesen sey. Denn durch dieses Erzeugniß hat der Vater alle Dinge gemacht, und durch dieses dehnt er seine Vorsehung gütig auf alle Dinge aus, und so sind Er und der Vater Eins, wie gesagt wurde; es müßten nur etwa die gottlos Gesinnten abermals sich unterfangen zu behaupten, anders sey die Wesenheit des Vaters, und anders das Licht, welches aus dem Vater in jenem ist, so daß zwar das Licht, welches in dem Sohne ist, Eines mit dem Vater, er selbst aber, als Geschöpf, der Wesenheit nach fremdartig wäre. Allein dieses ist ganz und gar die Ansicht des Caiphas und des Samosaten, welche zwar von der Kirche verworfen wurde, jetzt aber von diesen heimlich in Schutz genommen wird, weßwegen auch sie selbst, weil sie die Wahrheit verlassen haben, als Ketzer erklärt worden sind. Denn ist er überhaupt des Lichtes, welches aus dem Vater ist, theilhaftig, warum ist nicht vielmehr er es, dessen die übrigen Dinge theilhaftig werden, damit nicht ein Mittelding zwischen ihm und dem Vater gefunden werde? Denn wenn es nicht so ist, so wird nicht mehr gezeigt werden können, daß alle Dinge durch den Sohn gemacht wurden; sondern durch denjenigen, dessen auch er theilhaftig ist. Ist er aber das Wort und die Weisheit des Vaters, durch welches der Vater sich offenbart, erkannt wird, erschafft, und ohne welches der Vater nichts thut, so erhellet, daß er das ist, was aus dem Vater ist. Denn seiner sind alle Dinge theilhaftig, indem sie des heiligen Geistes theilhaftig werden. Da er aber so ist, kann er nicht aus Nichts seyn, noch überhaupt ein Geschöpf, sondern er ist vielmehr das eigene Erzeugniß aus dem Vater, wie der Glanz aus dem Lichte.

Weil nun die zu Nicäa versammelten Väter diese Ansicht hatten, schrieben sie auch solche Ausdrücke nieder. Daß sie aber dieselben nicht bei sich erdichtet und ersonnen; denn auch dieses wenden jene ein, sondern von Andern, welchefrüher als sie lebten, erhalten und so ausgesprochen haben, wohlan, auch dieses wollen wir darthun, damit ihnen nicht einmal dieser Vorwand übrig bleibe. Vernehmet also ihr gegen Christus kämpfende Arianer, daß Theognostus1, ein gelehrter Mann, kein Bedenken trug, den Ausdruck „aus der Wesenheit“ zu gebrauchen. Denn da, wo er in dem zweiten Buche seiner Aufsätze von dem Sohne schreibt, sagt er so: „Nicht von Aussen her wurde die Wesenheit.des Sohnes aufgefunden, und nicht aus Nichts wurde sie hervorgebracht, sondern aus der Wesenheit des Vaters ist sie erzeugt, wie des Lichtes Glanz und des Wassers Dunst; denn weder der Glanz noch der Dunst ist das Wasser selbst oder die Sonne selbst; auch ist sie nicht etwas fremdartiges, sondern ein Ausfluß aus der Wesenheit des Vaters, doch so, daß die Wesenheit des Vaters keine Theilung erlitten hat. Denn wie die Sonne, welche dieselbe bleibt, nicht verkleinert wird durch die aus ihr ausfließenden Strahlen, so leidet auch die Wesenheit des Vaters dadurch keine Veränderung, daß sie den Sohn zu ihrem Ebenbilde hat.“ So also hat Theognostus, nachdem er die frühern Untersuchungen der Uebung wegen angestellt hatte, nachher, als er seine eigene Meinung darlegte, gesprochen. Da ferner Dionysius, der Bischof von Alexandrien in Folge dessen, was er gegen den Sabellius geschrieben hatte, indem er nämlich die Menschwerdung des Heilandes weitläufig erklärte, und dadurch den Sabellianern nachwies, daß nicht der Vater Fleisch wurde, sondern dessen Wort, wie Johannes sagt, in den Verdacht gerieth, daß er den Sohn für etwas Gemachtes und Geschaffenes halte, und glaube, derselbe sey mit dem Vater nicht von gleicher Wesenheit; schrieb er an den Bischof von Rom, welcher ebenfalls Dionysius hieß, und sagte bei seiner Vertheidigung, daß dieses eine Verleumdung gegen ihn sey; denn er behauptete, daß er den Sohn niemals etwas Gemachtes genannt habe, sondern bekenne, daß derselbe mit dem Vater gleicher Wesenheit sey. Seine Worte aber sind folgende: „Ich habe auch einen zweiten Brief geschrieben, worin ich bewies, daß die Beschuldigung, welche jene gegen mich vorbringen, eine Lüge sey, diese nämlich, daß ich gesagt hätte, Christus sey mit Gott nicht von gleicher Wesenheit. Denn wenn ich auch gestehe, diesen Namen nirgends in den heiligen Schriften gefunden zu haben, so weichen doch meine folgenden Erörterungen, welche jene verschwiegen haben, von dieser Ansicht nicht ab. Ja auch eine menschliche Geburt habe ich als Beispiel aufgestellt, welche, wie bekannt, von derselben Natur ist, und gesagt, daß die Eltern nur dadurch von ihren Kindern verschieden seyen, daß sie nicht selbst die Kinder sind, und daß es nicht nothwendig sey, daß entweder Eltern oder Kinder seyen. Und diesen Brief kann ich zwar, wie gesagt, wegen der Umstände nicht mittheilen; denn sonst würde ich dir die Worte selbst, welche ich damals schrieb, oder vielmehr die Abschrift des ganzen Briefes übersendet haben, was ich, sobald ich im Stande bin, thun werde. Denn ich weiß und erinnere mich, daß ich mehrere Beispiele der Art aufgestellt habe. Denn ich sagte auch, eine Pflanze, welche aus einem Samen oder einer Wurzel hervorkam, sey verschieden von dem, woraus sie entsprossen sey, habe jedoch durchaus dieselbe Natur, wie jenes; und ein Fluß, welcher aus einer Quelle fließt, habe einen andern Namen angenommen; denn die Quelle werde nicht Fluß, und der Fluß nicht Quelle genannt, und doch seyen beide da, und der Fluß sey Wasser aus der Quelle.“

Daß aber das Wort Gottes nichts Gemaltes und kein Geschöpf, sondern das eigene und unzertrennliche Erzeugniß der Wesenheit des Vaters sey, wie die große Synode geschrieben hat, dieses, sieh, sagt auch Roms Bischof Dionysius in seinem Schreiben gegen die Sabellianer, wo er gegen diejenigen, welche solches zu sagen sich getrauen, mit folgenden Worten eifert. „Nun werde ich mit Recht gegen diejenigen sprechen, welche die erhabenste Lehre der Kirche Gottes, die Monarchie in gewisse drei Kräfte und getrennte Substanzen und drei Gottheiten theilen und zerschneiden und so zerstören. Denn ich habe gehört, daß Einige von denen, die bei euch das Wort Gottes verkündigen und lehren, diese Ansicht aufstellen, welche, um mich so auszudrücken, die Meinung des Sabellius geradezu durchkreuzen. Denn dieser lästert dadurch, daß er sagt, der Sohn selbst sey der Vater, und umgekehrt; jene aber lehren gewisser Massen drei Götter, indem sie die heilige Einheit in drei einander fremde, von einander völlig getrennte Substanzen theilen. Denn das göttliche Wort muß mit dem Gotte aller Dinge vereint seyn; und der heilige Geist muß in Gott verbleiben und wohnen; und endlich ist es durchaus nothwendig, daß die göttliche Dreieinigkeit auf Einen Punkt, gleichsam auf einen Scheitel-Punkt, (ich verstehe unter diesem den allmächtigen Gott aller Dinge,) zurückgeführt und in demselben zusammengefaßt werde. Denn die Lehre des sinnlosen Marcion, welche die Monarchie in drei Herrschaften zerschneidet und theilt, ist teuflisch, nicht aber die Lehre der wahren Jünger Christi und derjenigen, welche an den Lehren des Erlösers Wohlgefallen finden. Denn diese wissen gar wohl, daß von der göttlichen Schrift zwar eine Dreieinigkeit verkündet werde, drei Götter aber weder das alte noch das neue Testament lehre. Eben so sehr mag man auch diejenigen tadeln, welche glauben, der Sohn sey etwas Gemachtes, und meinen, der Herr sey geschaffen worden, wie eines der wirklichen Geschöpfe, da doch die göttliche Schrift bezeugt, daß er, so wie es für ihn sich geziemt und gebührt, gezeugt, nicht aber gestaltet und gemacht worden sey. Es ist also keine geringe, sondern eine sehr große Gotteslästerung zu sagen, der Herr sey auf irgend eine Weise mit Händen gemacht worden. Denn ist der Sohn gemacht worden, so gab es eine Zeit, wo er nicht war; allein er war immer, wenn er anders in dem Vater ist, wie er selbst sagt, und wenn Christus das Wort, die Weisheit und die Kraft ist. Denn daß dieses Christus sey, sagen die göttlichen Schriften, wie ihr wohl wisset; dieses sind aber auch Eigenschaften Gottes; wenn nun der Sohn gemacht worden ist, so gab es einmal eine Zeit, wo dieselben nicht waren. Demnach gab es eine Zeit, wo Gott ohne dieselben war. Dieses aber ist sehr ungereimt. Allein warum sollte ich noch weitläufiger hierüber so zu euch sprechen, die ihr Männer seyd, welche der heilige Geist erfüllt, und welche ganz genau die Ungereimtheiten kennen, welche aus der Meinung derer hervorgehen, die den Sohn etwas Gemachtes nennen; Ungereimtheiten, auf welche, wie mir deucht, die Häuptlinge dieser Ansicht nicht geachtet haben, weßwegen sie die Wahrheit gänzlich verfehlten, indem sie anders, als es die göttliche und prophetische Schrift will, die Worte erklärten: Der Herr hat mich geschaffen zum Anfange seiner Wege. Denn der Ausdruck, er hat geschaffen, bezeichnet, wie ihr wisset, mehr, als Eine Bedeutung. Denn die Worte, er hat geschaffen, muß man hier in dem Sinne nehmen, als wenn es hieße: Er hat mich den von ihm gemachten Werken vorgesetzt, denen nämlich, welche durch den Sohn selbst gemacht worden sind. Der Ausdruck „geschaffen“ ist hier nicht für „gemacht“ zu verstehen; denn Machen und Schaffen sind von einander verschieden. Ist nicht eben dieser dein Vater, welcher dich besessen, und dich gemacht, und dich geschaffen hat? sagt Moses in dem großen Gesange im Deuteronomium. Auch könnte man ihnen zurufen: O ihr Menschen, die ihr euch in Gefahr stürzet! Etwas Gemachtes sollte der Erstgeborne der ganzen Schöpfung seyn, er, der aus dem Innern vor dem Morgensterne gezeugt wurde, der als Weisheit sagt: Vor allen Hügeln zeugt er mich? Ferner wird man in vielen Stellen der göttlichen Schriften finden, daß von dem Sohne gesagt wird, er sey gezeugt, nirgends aber, er sey gemacht worden; woraus sich offenbar ergibt, daß diejenigen eine falsche Ansicht von der Zeugung des Herrn haben, welche dessen göttliche und unerklärbare Zeugung eine Machung zu nennen sich erfrechen. Die bewunderungswürdige und göttliche Einheit darf also nicht in drei Gottheiten getheilt, und die Würde und unermeßliche Größe des Herrn nicht durch das Wort Machung verringert werden; sondern man muß glauben an Gott den allmächtigen Vater, an Christum Jesum seinen Sohn, und an den heiligen Geist, und daß das Wort mit dem Gotte aller Dinge vereint sey. Denn ich, sagt er, und der Vater sind Eins. und: Ich bin im Vater, und der Vater ist in mir. Denn so wird sowohl die göttliche Dreieinigkeit als auch die heilige Verkündigung der Alleinherrschaft unversehrt erhalten.“

Daß aber das Wort von Ewigkeit her bei dem Vater sey, und daß es keiner andern Wesenheit oder Substanz, als jener des Vaters eigen sey, wie die Synode ausgesprochen hat, dieses könnet ihr von dem arbeitsamen Origenes vernehmen. Denn was dieser gleichsam untersuchend und sich übend niedergeschrieben hat, darf man nicht so verstehen als dächte er selbst auf diese Weise, sondern man muß es als die Ansicht derer ansehen, mit denen er im Streite begriffen ist, allein was er mit Zuversicht bestimmt und behauptet, dieses ist die Ansicht dieses fleißigen Mannes. Er bringt also nach dem, was er gleichsam der Uebung wegen zu den Ketzern gesagt hat, sogleich seine eigene Ansicht vor, indem er so spricht: „Wenn er das Ebenbild des unsichtbaren Gottes ist, so ist auch das Ebenbild unsichtbar. Ja ich möchte sogar noch beizufügen wagen, daß es, da er das Gleichbild des Vaters ist, nie eine Zeit gab, in der er nicht war. Denn wann hat Gott, der nach Johannes Licht genannt wird, (denn Gott ist das Licht, den Abglanz seiner eigenen Herrlichkeit nicht gehabt, daß sich jemand getrauen dürfte, dem Sohne einen Anfang des Seyns beizulegen, als wäre er zuvor nicht gewesen? Wann aber war das Wort nicht, das Wort, welches den Vater kennt, und der Abglanz und das Ebenbild des Wesens des Vaters ist, welches weder ausgesprochen, noch genannt, noch ausgedrückt werden kann? Denn es erkenne derjenige, welcher sich zu sagen erkühnt: Es gab einmal eine Zeit, wo der Sohn nicht war, daß es dasselbe sey, als wenn er sagte: Die Weisheit war einmal nicht, und das Wort war nicht, und das Leben war nicht. Und an einem andern Orte sagt er wiederum: Allein es ist nicht erlaubt und nicht ohne Gefahr, wegen unserer Schwäche Gott, so viel bei uns steht, des eingebornen Wortes zu berauben, welches immer bei ihm war, und welches die Weisheit war, an der er sich erfreute. Denn sonst müßte man annehmen, daß er sich nicht immer erfreut habe. Sehet also! wir beweisen, daß diese Ansicht von Vätern auf Väter übergegangen ist; ihr aber, o neue Juden und Schüler des Kaiphas! welche Väter könnet ihr für euere Worte aufweisen? Gewiß werdet ihr nie einen Klugen und Weisen vorbringen; denn Alle schaudern vor euch zurück, nur der Teufel allein nicht; denn dieser allein ist der Vater dieses eueres Abfalles, und er hat in euch zuerst den Samen dieser Gottlosigkeit gelegt, und rathet euch auch jetzt noch, daß ihr die allgemeine Synode lästert, weil sie nämlich nicht das Eurige, sondern jenes schriftlich bestätigt hat, was seit dem Anfange Augenzeugen, die auch Diener des Wortes waren, überliefert haben. Denn der Glaube, welchen die Synode schriftlich bekannt hat, dieser ist der Glaube der katholischen Kirche; um diesen zu schirmen, haben die seligen Väter so geschrieben, und die arianische Ketzerei verdammt. Darum bestreben sich jene vorzüglich, die Synode zu verleumden. Denn nicht die Ausdrücke schmerzen sie, sondern dieses, daß sie darin als Ketzer dargestellt wurden, und zwar als solche, welche verwegener sind, als die übrigen Ketzer.

Da nun damals ihre Sprüchlein als unhaltbar erwiesen wurden, und ihre Gottlosigkeit immer leicht nachgewiesen wurde, entlehnten sie den Ausdruck „des Unentstandenen“ (tou agenhtou) von den Griechen oder Heiden, um unter dem Vorwande dieser Benennung das Wort Gottes, durch welches die entstandenen Dinge selbst geworden sind, wieder unter die entstandenen und geschaffenen Dinge zu zählen: so unverschämt sind sie in der Behauptung ihrer Gottlosigkeit, und so hartnäckig in den Lästerungen gegen den Herrn. Wenn sie nun, weil sie die Bedeutung dieses Wortes nicht kennen, so unverschämt sind, so hätten sie diese von denjenigen selbst, welche ihnen dasselbe gegeben haben, erlernen sollen. Denn diese haben sich nicht gescheut, den Geist, welcher, ihrer Angabe nach, aus dem Guten, und die Seele, welche nach ihnen aus dem Geiste seyn soll, obgleich sie wußten, woher diese sind, unentstanden zu nennen, indem sie nämlich wußten, daß sie durch diese Benennung dem ersten Anfange, woraus diese entstanden sind, nichts benehmen. So hätten auch jene sprechen, oder von Dingen, die sie nicht verstehen, gar nicht reden sollen. Glauben sie es aber zu verstehen, so müssen wir sie fragen, zumal weil dieser Ausdruck nicht aus den göttlichen Schriften genommen ist, sondern sie ihn, auf keine Autorität der Schrift gestützt, in ihren Streitreden gebrauchen. Denn ich habe die Ursache und den Sinn angegeben, aus welcher und in welchem die Synode die Ausdrücke: „Aus der Wesenheit“ und „gleichen Wesens“ in Uebereinstimmung mit dem, was aus den Schriften über den Heiland gesagt ist, gebraucht, und habe gesagt, welche Väter früher, als die Synode, dieselben angeführt und niedergeschrieben haben; sie aber mögen, wenn sie je können, antworten, wie sie diesen Ausdruck, der nicht in der Schrift steht, gefunden haben, oder in welchem Sinne sie Gott agenhton nennen. Denn ich habe gehört, daß dieser Ausdruck verschiedene Bedeutungen habe. Denn agenhton heißt es, nennet man, was noch nicht entstanden ist, aber noch entstehen kann; ferner, was weder vorhanden ist, noch entstehen kann, so daß es wäre; und drittens bedeutet es das, was zwar da ist, aber weder entstanden ist, noch einen Anfang seines Daseyns gehabt hat, sondern was ewig und unvergänglich ist. Vielleicht wollen sie nun zwar die beiden erstem Bedeutungen umgehen, wegen der Ungereimtheit, die sich aus denselben ergibt. Denn der ersten Bedeutung zufolge wird man das, was bereits entstanden ist, und das, dessen Entstehung man erwartet, agenhton nennen können. Denn die zweite enthält noch mehr Unsinn, als diese. Es bleibt ihnen also übrig, zur dritten zu schreiten, und. das Wort agenhton in diesem Sinne zu nennen. Allein wenn sie auch dieses sagen, so sind sie doch nichts desto weniger gottlos. Denn nennen sie das, was keinen Anfang des Seyns hat, und was nicht entstanden oder geschaffen, sondern ewig ist, agenhton, und behaupten sie, das Wort Gottes sey das Gegentheil von diesem; wer sieht dann die Verschlagenheit der Gottlosen nicht ein? Wer möchte sie, da sie sich einen solchen Unsinn erlauben, nicht steinigen? Denn da sie sich schämten, ihre frühern mährchenhaften Worte, wegen welcher sie verdammt worden sind, noch ferner vorzubringen, bemühten sich die Elenden, dieselben wieder auf eine andere Weise durch den Namen des von ihnen sogenannten agenhtoj vorzutragen. Denn wird der Sohn den gemachten Dingen beigezählt, so ist offenbar auch er aus Nichts gemacht worden; und wenn er einen Anfang des Seyns hat, so war er nicht, ehe er gezeugt wurde; und wenn er nicht ewig ist, so gab es einmal eine Zeit, wo er nicht war.

Da sie also abermals solche Ansichten hatten, so hätten sie ihre irrige Ansicht durch ihre eigenen Worte bezeichnen, nicht aber ihre verkehrte Denkweise durch den Ausdruck agenhtoj bemänteln sollen. Allein dieses thaten die Bösegesinnten nicht, sondern sie verüben Alles nach dem Beispiele ihres Vaters, des Teufels, mit Arglist. Denn gleichwie dieser, in fremde Kleider gehüllt, zu betrügen sucht; so haben auch jene den Ausdruck agenhtoj ersonnen, um dem Scheine nach von Gott würdig zu reden, ihre Verleumdung des Herrn verhüllen, und dieselbe unter einer Hülle Andern mittheilen zu können. Da aber auch dieser ihr Kunstgriff erkannt worden ist, so mögen sie sagen, was ihnen noch anderes übrig sey. Wir haben es gefunden, sagen die Verruchten, und fügen zu den obigen Bedeutungen des Wortes agenhtoj auch noch diese, daß es dasjenige bezeichne, was keinen Urheber des Seyns hat, sondern selbst für die gemachten Dinge der Urheber des Seyns ist. O die Undankbaren und in den Schriften wahrhaft Unwissenden, welche nicht um der Ehre Gottes willen, sondern zur Herabwürdigung des Sohnes Alles thun und reden, ohne zu wissen, daß derjenige, welcher den Sohn verachtet, auch den Vater verachte. Denn wenn sie auch erstens Gott so nennen, so ist doch dadurch nicht erwiesen, daß das Wort zu den gemachten Dingen gehöre. Denn wie es das Erzeugniß der Wesenheit des Vaters ist, so ist es auch ewig bei ihm. Denn diese Benennung hebt die Natur des Sohnes nicht auf, und der Ausdruck agenhtoj bezieht sich nicht auf den Sohn, wohl aber auf dasjenige, was durch den Sohn gemacht worden ist; und gleichwie derjenige, welcher den Namen Baumeister gebraucht und Jemanden den Erbauer eines Hauses oder einer Stadt nennt, in diesen Ausdruck nicht den aus demselben gezeugten Sohn miteinschließt, sondern durch diese Benennung, welche jenem wegen seiner Kunst und Wissenschaft in der Aufführung der Gebäude beigelegt wird, andeutet, daß er nicht so beschaffen sey, wie das, was von ihm gemacht worden ist; (weil er aber die Natur des Baumeisters kennt, weiß er auch, daß der aus ihm Gezeugte von jenen Gebäuden verschieden ist; und er nennt ihn wegen des Sohnes Vater, wegen der Werke aber Erbauer und Verfertiger;) auf die nämliche Weise nennt derjenige, welcher Gott unentstanden nennt, ihn so in Beziehung auf die Werke, indem er andeutet, daß derselbe nicht nur nicht gemacht, sondern vielmehr der Urheber der gemachten Dinge sey. Er weiß aber auch, daß das Wort von den gemachten Dingen verschieden, und nur das eigene Erzeugniß des Vaters sey, durch welches auch Alles gemacht worden ist und besteht.

Denn auch die Propheten haben, wenn sie Gott allmächtig nannten, ihn nicht deßwegen so genannt, um anzudeuten, das Wort sey Eines von den Dingen des Weltalls; (denn sie wußten, daß der Sohn von den Geschöpfen verschieden ist, und daß auch er wegen seiner Gleichheit mit dem Vater Herr aller Dinge ist;) sondern weil er selbst der Herr aller Dinge ist, die er durch den Sohn gemacht, und über welche er die Macht dem Sohne gegeben hat, und die er alle wieder durch das Wort, nachdem er sie diesem gegeben hat, beherrscht. Wenn sie ferner Gott den Herrn der Heerschaaren nannten, so nannten sie ihn nicht deßwegen so, als wenn auch das Wort zu diesen Heerschaaren gehörte, sondern weil er der Vater des Sohnes, und der Herr der durch den Sohn gemachten Heerschaaren ist. Denn selbst auch wieder das Wort ist, weil es in dem Vater ist, Herr aller dieser Dinge, und hat alle in seiner Macht; denn Alles, was der Vater hat, gehört auch dem Sohne. In diesem Sinne also, in welchem wir jene Ausdrücke nehmen, mag auch derjenige, welcher Gott unentstanden nennen will, ihn immerhin so nennen, wenn es ihm einmal so gut dünkt, keineswegs aber deßwegen, als wenn das Wort eines aus den gemachten Dingen wäre, sondern weil, wie ich oben erwähnt habe, Gott nicht allein nicht entstanden, sondern sogar der Urheber der entstandenen Dinge durch sein eigenes Wort ist. Denn wenn auch der Vater so genannt wird, so ist doch wieder das Wort das Ebenbild des Vaters und mit ihm gleichen Wesens; und da es sein Ebenbild ist, wird es wohl von den entstandenen Dingen und von allen Geschöpfen verschieden seyn. Denn wessen Ebenbild es ist, dessen Aehnlichkeit und Eigenthümlichkeit hat es auch, so daß derjenige, welcher den Vater unentstanden und allmächtig nennt, in dem Unentstandenen und Allmächtigen auch dessen Wort und Weisheit, welche der Sohn ist, zu denken hat. Alle jene sonderbaren und zur Gottlosigkeit geneigten Menschen haben die Benennung des Unentstandenen ersonnen, nicht weil sie auf Gottes Ehre bedacht waren, sondern um ihre schlechte Gesinnung gegen den Heiland darzuthun. Denn wäre ihnen Gottes Ehre und Lob am Herzen gelegen, so wäre es billiger und dazu noch besser gewesen, Gott als Vater zu erkennen und ihn so zu nennen, als ihm einen solchen Namen zu geben. Denn wenn sie Gott unentstanden nennen, so nennen sie ihn hinsichtlich der entstandenen Dinge, wie oben gesagt, nur Urheber, um nämlich zu ihrem Vergnügen auch das Wort als etwas Gemachtes zu bezeichnen. Wer hingegen Gott Vater nennt, der bezeichnet sogleich in ihm auch den Sohn, und er wird es nicht verkennen, daß, wenn der Sohn da ist, alle entstandenen Dinge durch den Sohn geschaffen worden sind.

Demnach wäre es besser und richtiger gewesen, Gott nach dem Sohne zu bezeichnen und Vater zu nennen, als ihn nach den Werken allein zu benennen und unentstanden zu heißen. Denn diese Benennung weiset auf die Werke hin, welche nach Gottes Willen durch das Wort gemacht wurden; der Name des Vaters aber deutet das eigene Erzeugniß aus seiner Wesenheit an. So sehr aber das Wort von den gemachten Dingen verschieden ist, eben so sehr und noch mehr verschieden ist es, Gott Vater zu nennen, und ihn unentstanden zu heißen. Denn diese Benennung steht nicht in den Schriften, sie ist verdächtig und hat eine mannigfaltige Bedeutung; der andere Name dagegen ist einfach, steht in den Schriften, ist mit der Wahrheit übereinstimmender, und deutet den alleinen Sohn an. Ueberdieß ist die Benennung „unentstanden“ von den Heiden, welche den Sohn nicht kennen, erfunden, der Name „Vater“ aber ist von unserm Herrn selbst anerkannt und gegeben worden. Denn er selbst, der wohl wußte, wessen Sohn er sey, sagte: „Ich bin in dem Vater, und der Vater ist in mir;“ und: „Wer mich sieht, der sieht auch den Vater;“ und: „Ich und der Vater sind Eins.“ Nirgends aber nennt er den Vater unentstanden. Ja selbst auch, da er uns beten lehrte, sagte er nicht: Wenn ihr betet, so saget: „Unentstandener Gott!“ sondern vielmehr: Wenn ihr betet, so sprechet: „Unser Vater, der du im Himmel bist!“ Auch wollte er, daß der Inbegriff unseres Glaubens dahin abziele. Denn er befahl nicht, daß wir im Namen des Unentstandenen und des Entstandenen, noch auch, daß wir im Namen des Unerschaffenen und des Erschaffenen, sondern daß wir im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes getauft werden sollten. Denn auf diese Weise eingeweiht, werden wir eines Theils wahrhaft Kinder Gottes, andern Theils erkennen wir, wenn wir den Namen des Vaters aussprechen, aus diesem Namen auch das Wort, welches in dem Vater ist. Obschon er aber will, daß wir seinen eigenen Vater auch unsern Vater nennen, so dürfen wir uns doch deßwegen dem Sohne der Natur nach nicht gleichstellen. Denn er wird vermittelst des Sohnes so von uns genannt; weil nämlich das Wort unsern Körper angenommen, und unter uns geweilt hat, diesem zu Folge wird Gott wegen des Wortes, welches bei uns ist, auch unser Vater genannt. Denn der Geist des Wortes, welcher in uns ist, nennt durch uns seinen eigenen Vater gleichsam unser. Und dieses ist auch die Meinung des Apostels, wenn er sagt: „Gott hat den Geist seines Sohnes in euere Herzen gesandt, der da ruft: Abba! Vater!“

Aber vielleicht werden sie endlich, da sie auch hinsichtlich des Ausdruckes „unentstanden“ widerlegt sind, gemäß ihrer Bosheit entgegnen wollen, man hätte auch von unserm Herrn und Heilande Jesus Christus nur das sagen sollen, was von ihm in den Schriften geschrieben steht, nicht aber Ausdrücke einführen sollen, welche sich in den Schriften nicht finden. Ja, man hätte es sollen, so würde auch ich sagen; denn die aus den Schriften entnommenen Beweise der Wahrheit sind weit treffender, als jene, welche anders woher genommen werden. Allein, wie schon gesagt, die Verkehrtheit, Verschlagenheit und listig tückische Gottlosigkeit der Eusebianer hat die Bischöfe bewogen, die Worte, durch welche die Gottlosigkeit jener Menschen gestürzt werden sollte, deutlicher auseinander zu setzen. Und so ist nun dargethan, daß dasjenige, was von der Synode niedergeschrieben wurde, den rechten Sinn enthalte; es ist nachgewiesen, daß die Wörtchen der Arianer fehlerhaft, und daß ihr Benehmen schlecht sey. Denn auch das Wort „unentstanden“, welches eine eigenthümliche Bedeutung hat und .auf fromme Weise vorgebracht werden kann, gebrauchen sie wieder nach eigenem Gutdünken zur Herabwürdigung des Erlösers, um nur wie die Giganten gegen Gott zu kämpfen und zu streiten. Aber obwohl sie jene Ausdrücke vorbrachten, konnten sie doch der Verdammung entgehen; und obwohl das Wort „unentstanden“ auf eine gute und fromme Weise gebraucht werden kann, so konnte ihre böse Absicht, welche sie dabei hatten, doch nicht verborgen bleiben; denn sie wurden in allen Stücken mit Beschämung überführt, und ihre Ketzerei wurde überall gebrandmarkt. Dieses nun, was damals in der Synode verhandelt worden ist, habe ich, so gut ich konnte, angeführt und dargestellt; ich weiß aber, daß die streitsüchtigen Feinde Christi auch, nachdem sie dieses gehört haben, von ihrer Ansicht nicht abstehen, sondern vielmehr zu neuen Vorwänden ihre Zuflucht nehmen, und nach diesen wieder andere ersinnen werden. Denn, um mich der Worte des Propheten zu bedienen, „wenn einmal der Mohr seine (schwarze) Haut, und der Panther seine Flecken ändern kann,“ dann werden auch sie, welche gottlos zu seyn gelernt haben, fromm denken wollen. Du aber, Geliebter! durchlies dieses, sobald du es erhalten hast, bei dir selbst; und wenn du es richtig findest, so lies es auch den Brüdern, die da etwa zugegen seyn werden, vor, damit auch sie dieses vernehmen, und dann dem Eifer der Synode für die Aufrechthaltung der Wahrheit, und ihrer Genauigkeit in der Erklärung des Sinnes Beifall geben, die Hartnäckigkeit der Arianer aber, dieser Feinde Christi, und ihre nichtigen Scheingründe, welche sie zum Behufe ihrer gottlosen Ketzerei zu ersinnen sich bemüht haben, verdammen; denn Gott und dem Vater gebührt Ruhm, Ehre und Anbetung, nebst seinem eben so anfangslosen Sohne und Worte, so wie dem heiligen und belebenden Geiste, jetzt und in die unendlichen Ewigkeiten der Ewigkeiten. Amen.

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Athanasius veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Hinterlasse einen Kommentar